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„Ich bin niemand, der sich nur als Sportler definiert“

Lange musste Johannes Eggestein darauf warten, wieder von Beginn an aufzulaufen. Beim 5:1 gegen Holstein Kiel und zuletzt auch beim 3:1 gegen den FC Schalke 04 stand der Stürmer wieder in der Startelf und trug mit guten Leistungen zu den beiden Heimsiegen bei. Wie er zurück in die Spur fand und was er vor dem Topspiel bei Hertha BSC erwartet, erklärt der Angreifer im Gespräch.

Gut gelaunt und mit einem breiten Grinsen im Gesicht begrüßt Johannes Eggestein die anwesenden Journalist*innen bei der Presserunde am Mittwochmittag (27.9.). Für das Lächeln hat der Angreifer auch allen Grund, war er mit ordentlichen Leistungen und einer Torvorlage am jüngsten 3:1-Heimerfolg gegen Schalke 04 direkt beteiligt. Auch eine Woche zuvor, beim rasanten 5:1 gegen Holstein Kiel, drückte „Jojo“ dem Spiel der Kiezkicker seinen Stempel auf. Immer wieder war er in den Zwischenräumen präsent, anspielbar, zog die Gegenspieler auf sich, schaffte Räume und wurde mit in das schnelle Kombinationsspiel einbezogen. „Ich fühle mich sehr gut. Man ist natürlich immer Teil der Mannschaft - aber wenn man spielt, dann fühlt man sich immer wertvoller. Dass das dann auch noch mit zwei Siegen geklappt hat, dazu mit acht Toren und das gegen Mannschaften, die von der Platzierung her und auch individuell sehr gut besetzt sind. Da freut es mich umso mehr, dass ich meinen Teil dazu beitragen konnte. Ich bin jemand, der sich sehr gut zwischen den Räumen bewegt und als Stürmer auch mit den Kontakten an der Spielverlagerung beteiligt ist und nicht nur in der Box auf die Flanke wartet, sondern sich aktiv an dem Spiel beteiligt“, betont Eggestein.

Dabei war die Partie gegen die Störche für den 25-Jährigen eine besondere. Erstmals stand er in diesem Kalenderjahr in der Startelf. Zuletzt startete der Stürmer vor 310 Tagen von Beginn an. Beim ebenfalls torreichen 4:4-Auswärtsspiel in Karlsruhe steuerte er zwei Tore bei. Danach musste sich „Jojo“ lange in Geduld üben, gab aber immer einhundert Prozent, sowohl auf als auch neben dem Platz. „Natürlich habe ich den Anspruch, mich persönlich weiterzuentwickeln, und es war für mich auch keine einfache Situation. Ich habe dann auch außerhalb des Spielfeldes nach Lösungen gesucht, wo ich mich weiterentwickeln kann. Mit einem Personaltrainer habe ich im athletischen Bereich zugelegt. Dazu haben wir eine richtig gute Trainingsqualität, gute Spieler dazubekommen. Allein das macht es möglich, dass man sich auch so weiterentwickeln kann, auch wenn man nicht regelmäßig zum Einsatz kommt. Dazu kommt, dass man auch mal geduldig sein muss und in der letzten Saison war ein Lukas Daschner da. Deswegen habe ich in der Sommerpause Gas gegeben und wurde jetzt bestätigt, dass sich diese Geduld eben auszahlt“, freut sich der Mittelstürmer.

Dass Cheftrainer Fabian Hürzeler auf „Jojo“ zählen kann, beweist auch die Statistik, denn der gebürtige Hannoveraner stand seit seinem Wechsel im Sommer 2022 immer im Kader der Braun-Weißen - egal ob in 2. Bundesliga oder im DFB-Pokal. „Das ist auch etwas, was ich über meine professionelle Arbeit verfolge, immer möglichst fit zu sein und so die Chance auch zu nutzen, wenn ich sie bekomme. So wie jetzt. Das ist schon eines meiner Ziele“, erklärt er. Auch abseits des Sports hält sich der Angreifer mental fit, studiert er nebenbei Psychologie an der Uni in Hamburg. Und auf wen „Jojo“ auch immer zählen kann und wer ihm mit Rat und Tat zur Seite steht, ist sein ein Jahr älterer Bruder Maximilian - Mittelfeldspieler beim SC Freiburg. „Ich bin niemand, der sich nur als Sportler definiert, ich befasse mich auch abseits des Platzes mit anderen Themen und achte auf mein Wohlbefinden. Auch meine Familie und mein Bruder sind da eine große Unterstützung. Wir haben regelmäßigen Kontakt, facetimen durch die Entfernung häufig. Und er weiß natürlich, wie die Abläufe sind und wie man sich fühlt.“

Johannes Eggestein (hier im Duell mit Paul Seguin) zeigte gegen Schalke eine gute Leistung.

Johannes Eggestein (hier im Duell mit Paul Seguin) zeigte gegen Schalke eine gute Leistung.

Spielte sein Bruder noch in der vergangenen Saison gegen die Hertha, bekommt es die „Alte Dame“ erneut mit einem Eggestein zu tun - diese Spielzeit allerdings nach dem Abstieg der Berliner in der 2. Bundesliga. Aber dennoch ist das Duell im Olympiastadion am Sonnabend (30.9., 20:30 Uhr) ein echtes Highlight - auch weil sich knapp 12.000 St. Paulianer*innen angekündigt haben, die Braun-Weißen zu supporten. Auch bei „Jojo“, der in der Saison 2018/19 mit Werder Bremen letztmals bei Hertha BSC (1:1) aufdribbelte, ist die Vorfreude groß: „Viele von uns, die noch nie im Olympiastadion gespielt haben, freuen sich sehr drauf. Die Hertha hatte am Anfang der Saison Probleme. Jetzt scheinen sie sich zu stabilisieren. Individuell sind sie ohnehin sehr gut besetzt und Hertha BSC ist alleine vom Namen her ein Verein, der in die erste Liga gehört. Es wird eine riesen Herausforderung, im Olympiastadion zu gewinnen, aber wir bereiten uns gut vor.“

Knapp elf Jahre ist es her, als der FC St. Pauli zuletzt im Olympiastadion zu Gast war (0:1) und vor sogar 31 Jahren feierten die Kiezkicker letztmals einen Auswärtssieg bei der „Alten Dame“ (2:1). Dennoch sind die Braun-Weißen nach den beiden Heimsiegen im Spielfluss und nach zuvor drei mageren Treffern aus fünf Spielen jetzt auch in Torlaune - demnächst auch mit Johannes Eggestein auf der Anzeigetafel? „Gegen Schalke ist mir immerhin ein Assist gelungen. Mir war es jetzt in den vergangenen beiden Spielen erstmal wichtig, der Mannschaft das zu geben, was davor in den Partien vielleicht gefehlt hat. Das Kombinationsspiel, wo wir in der Tiefe viele Räume öffnen. Ich bin sicher, dass ich mich demnächst auch wieder in die Torschützenliste eintragen werde.“

Bei so einem Highlight-Spiel wie dem, im Berliner Olympiastadion, wäre doch der perfekte Rahmen dafür, oder nicht?

 

(ch)

Fotos: Witters

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