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Starke sportliche Bilanz, wirtschaftliches Umfeld schwierig

Präsident Oke Göttlich hat Cheftrainer Fabian Hürzeler und Sportchef Andreas Bornemann für die sehr erfolgreiche Bilanz in der Rückrunde gedankt. Der FC St. Pauli werde weiterhin alles tun, um dem Sport beste Voraussetzungen zu schaffen. Allerdings bleibe die wirtschaftliche Gesamtsituation schwierig, zudem verzichtet der Verein künftig auf Partnerschaften mit Anbietern von Sportwetten.

„41 Punkte in der Rückrunde sind eine sensationelle Bilanz“, sagte Präsident Oke Göttlich bei einer Presserunde zum Abschluss der Saison am Millerntor. Göttlich dankte Andreas Bornemann, Fabian Hürzeler sowie dem gesamten Trainerteam und Staff.  Es gehe jetzt darum, „eine gesamte Saison konstant und kontinuierlich zu spielen“.

Der FCSP-Präsident betonte, es sei eine hervorragende Basis geschaffen worden: „Was wir in Sachen Scouting, mittelfristiger Kaderplanung, und auch atmosphärisch mit Fleiß und der ganzen Arbeitsweise geschaffen haben, ist etwas, auf das sich hervorragend aufbauen lässt.“ Göttlich hob hervor, wie „sehr die Mannschaft mit dem Stadtteil und den Leuten hier stark verwachsen ist, obwohl es ein relativ neues Gesicht einer Mannschaft ist. Die Identifikation ist gelungen.“

Auf die kommende Saison schaut Göttlich mit Vorfreude: „Es wird wieder eine unfassbar attraktive Zweite Liga. Wir freuen uns sehr auf die neue Saison mit sechs Teams, die Stadien mit mehr als 50.000 Menschen füllen können. Ich kann mir vorstellen, dass sich die Erste Liga manchmal wünschen würde, wenn sie mit Clubs so ausgestattet wäre.“

Der Etat für den Profi-Fußball beim FC St. Pauli werde - wie immer in Absprache mit dem Präsidium, dem Aufsichtsrat, der Finanzabteilung und dem Sportchef - so aussehen, dass der Verein seine Ambitionen und Ziele erreichen könne.

„Corona hat finanziell ein Loch hineingebrannt“

Allerdings seien die Rahmenbedingungen weiterhin schwierig. „Wir sind immer noch in Post-Corona-Jahren. Die Pandemie hat auch bei uns finanziell ein richtiges Loch hineingebrannt. Es ist heute ein sehr schwieriges Umfeld. Auch unsere Partnerunternehmen leiden zum Teil noch unter einer wirtschaftlichen Unsicherheit.“

Es sei eine große Herausforderung, so Göttlich, sowohl in sportlicher Hinsicht als auch in Sachen Nachhaltigkeit alle Ziele zu erreichen - und gleichzeitig eine gute Atmosphäre für die Mitarbeitenden zu schaffen.

Verzicht auf Einnahmen

Göttlich wies Behauptungen zurück, wonach der FC St. Pauli ein komplett durchkommerzialisierter Verein sei. „Tatsächlich verzichten wir jährlich auf drei bis fünf Millionen Euro Einnahmen aus Gründen unserer Haltung und Herangehensweise. Der Verzicht auf den Verkauf der Namensrechte am Millerntor-Stadion machen davon rund 50 Prozent aus.“

Zudem laufe im Segment Sportwettanbieter der Vertrag mit dem bisherigen Partner aus. Einen neuen Partner werde es nicht geben – „trotz unserer wirtschaftlichen Herausforderungen“, sagte Göttlich. „Wir treffen mutige Entscheidungen, weil wir überzeugt sind, dass sich dieser konsequente Weg mittel- und langfristig auszahlen wird, weil die Glaubwürdigkeit unseres Vereins, unserer Marke auch für eine größere Strahlkraft für unsere Partner sorgt.“

Diese Ausfälle bei den Einnahmen sollen ausgeglichen werden „durch hervorragende Ergebnisse - besonders im Team von Bernd von Geldern und Martin Geisthardt im wirtschaftlichen Bereich“. Der FC St. Pauli sei eine attraktive Marke, „weil fast alle Partner über uns Botschaften senden, die auch unseren Leitlinien entsprechen. Ob es das Engagement für Diversität mit Levis ist, für eine klare Haltung gegen Rassismus mit congstar oder für Nachhaltigkeit mit followfood. Das sind bewusst politische Botschaften.“

 

Entscheidungen immer wieder prüfen

Der FC St. Pauli bewege sich immer in einem Spannungsfeld, sagte Göttlich, das mache ihn so einzigartig. „Wir müssen auch schwierige Diskussionen führen und aushalten. Das gilt für alle Bereiche des Vereins.“

Sowohl in gesellschaftlichen Fragen als auch im Sport und wirtschaftlichen Bereich wolle der FC St. Pauli weiterhin mutig sein und sich immer auch hinterfragen, um voranzukommen. „Wir haben während Corona einen sehr mutigen Ansatz gewählt, haben unsere eigene Sportkollektion rausgebracht. Wir müssen aber auch immer wieder überprüfen: Ist das ein weiterer Weg für die Zukunft?“, erklärte Göttlich.

„Wir werden in allen Segmenten überlegen müssen, ob Merchandising, Vermarktung, Catering und Events oder Ticketing: Wie stellen wir uns zukunftsfähig auf? Wir haben Kapitaldienste zu leisten, wir haben ein Stadion abzubezahlen, über die Corona-Krise Zuschauereinahmen kompensieren müssen, die wir auch zurückzahlen wollen.“ Dementsprechend werde sich der Verein all diesen Themen annehmen – „und wenn wir das Gefühl haben, wir müssen etwas verändern, dann werden wir tätig werden“.

Diskussion über Legalisierung von Pyro

Göttlich forderte eine offene Diskussion, um Pyro-Technik unter bestimmten Voraussetzungen zu legalisieren. Der derzeitige Strafenkatalog mache die Situation nicht besser und treffe die Vereine hart. Er appellierte auch an die Fans, Verantwortung für ihre Clubs zu übernehmen: „Verantwortung besteht nicht darin, dass man Funktionären, Verbänden oder Polizei gefallen muss, sondern dass es der eigene Verein ist, dem man durch manches Verhalten inhaltlich oder finanziell schadet.“

Die Strafen machten pro Saison einen sechsstelligen Betrag aus. „Das Geld tut uns schon weh und könnte zum Beispiel besser für Nachhaltigkeitsstrategien oder Mitarbeitendenförderung verwendet werden“, sagte Göttlich.

 

(pg)

Fotos: Witters

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