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„Unsere Identität wird immer bleiben, dass die Null stehen muss“

Nach dem 1:1 gegen Wehen Wiesbaden haben sich unsere weiterhin ungeschlagenen Kiezkicker auf Platz zwei in die Winterpause verabschiedet. Sportchef Andreas Bornemann und Cheftrainer Fabian Hürzeler nahmen sich am Montag (18.12.) viel Zeit, um sich den Fragen der Medienvertreter*innen zu stellen. Dabei sprachen sie u.a. über…

…den bisherigen Saisonverlauf:

Fabian Hürzeler: „Wir haben im Sommer gesagt, dass wir die in der Rückrunde genommene Entwicklung nicht austrudeln lassen, sondern die positive Euphorie mitnehmen wollen. Das haben wir speziell im Sommer durch intensive Trainingsarbeit geschafft. Wir haben das bestehende Fundament gestärkt, wir haben uns spielerisch weiterentwickelt und wir haben im Trainingslager die Grundvoraussetzungen für die intensive Spielweise geschaffen. Im Lauf der Hinrunde hat sich das Spielerische sehr entwickelt. Wir haben von Spiel zu Spiel bessere Lösungen gegen unterschiedlichste Anforderungen und Aufgaben gefunden. Die Konstanz in den Leistungen kommt nur, wenn auch wirklich jeder mitzieht. Ich muss den Spielern, da meine ich wirklich alle Spieler, ein großes Kompliment machen. Sie haben im Training extrem intensiv gearbeitet und sich intensiv gefordert Jeder hatte die Motivation, besser werden zu wollen. Das habe ich jeden Tag gespürt. Wir können ein positives Fazit ziehen, weil wir in einer sehr starken und ausgeglichenen Liga ungeschlagen sind. Für uns wird in der Analyse und in der Vorbereitung entscheidend sein: Wir haben zu viele einfache Fehler gemacht, die uns am Ende die Null gekostet haben. Die defensive Stabilität und das Zu-Null-Spielen ist immer unsere Basis. Das hat uns stark gemacht und das wird uns auch in der Rückrunde hoffentlich wieder stark machen. Da müssen wir im Detail arbeiten und die Kleinigkeiten abstellen. Ich freue mich darauf, gemeinsam mit meinem Trainerteam und dem Staff das zu analysieren und aufzuarbeiten. Ein großes Kompliment auch an das komplette Team für die großartige Unterstützung und die Expertise und die Akribie, im letzten Detail zu arbeiten. Das war wirklich bemerkenswert. Der Zusammenhalt macht uns und den Verein auch so stark. Wir freuen uns auf das neue Jahr, das neue Herausforderungen mit sich bringen wird. Wie die Saison enden wird, kann niemand vorhersagen. Wir werden versuchen, maximal erfolgreich zu sein und wenn möglich weniger unentschieden zu spielen.“

Andreas Bornemann: „Wir wollten im Sommer an die gute Rückrunde anknüpfen und das ist Fabian mit der Mannschaft außergewöhnlich gut gelungen. Was Konstanz, Stabilität und Klarheit in unserem Spiel angeht, ist eine wahnsinnige Entwicklung innerhalb eines Jahres und auch von Sommer bis jetzt passiert. Wir haben es auch sehr gut hinbekommen, die in dieser Liga notwendige Geschlossenheit jede Woche auf den Platz zu bringen. Wir mussten nach der starken Rückrunde feststellen, dass sich die Erwartungen verändert haben. Damit müssen wir, damit muss Fabian und damit muss die Mannschaft umgehen. Als wir mit einem sehr intensiven und sehr attraktiven Fußball an die Tabellenspitze gerauscht sind, wussten wir, dass es noch früh in der Saison ist und wir weiter gut daran tun, uns von Spiel zu Spiel oder in Paketen von fünf Spielen bis zur jeweils nächsten Länderspielpause zu bewegen. Wir haben nun eine Halbserie hinter uns, nach der wir uns ärgern, in einigen Spielen nur einen Punkt geholt zu haben. Bei nahezu allen Unentschieden - vor allem aber beim letzten Spiel - hätten wir als Sieger vom Platz gehen müssen. Ich bin weit davon entfernt, von Enttäuschung zu sprechen, auch wenn ich nachvollziehen kann, wenn es sich so anfühlt, wenn dir immer wieder etwas aus der Hand gerissen wird. Mit Blick auf die Hinrunde, das ganze Jahr und den Einzug ins Viertelfinale wäre Enttäuschung der falsche Begriff. Wir ärgern uns für die Mannschaft und das Trainerteam, dass sie sich nicht häufiger mit drei Punkten belohnt haben, was verdient gewesen wäre. Da haben sich die Mannschaft und das Trainerteam für ihre außergewöhnliche Arbeit nicht belohnt. Ich muss Fabian, seinem Trainerteam, dem gesamten Staff und auch der medizinischen Abteilung ein großes Kompliment machen. Da müssen wir auch mal erwähnen, dass wir uns bei einer Verfügbarkeit der Spieler in Richtung 90 Prozent bewegen. Es ist ein ganz wichtiger Baustein, dass die Spieler verfügbar und belastbar sind, denn Fabian trainiert viel und intensiv. Im neuen Jahr wollen wir eine gute Vorbereitung absolvieren und einen guten Start hinlegen.“

…den geplanten Fokus auf die defensive Stabilität:

Fabian Hürzeler: „Wenn wir das Gegentor gegen Wehen Wiesbaden nehmen, dann bekommen wir es durch einen Konter, weil wir im Ballbesitz nicht klar waren und keine gute Positionierung hatten, auch in der Restverteidigung nicht. Tore verhindern beginnt bei mir schon im Ballbesitz und gegen den Ball beginnt auch schon das Denken, wie wir Tore erzielen. Beides muss man zusammen trainieren und nicht separat und das machen wir auch. Zum Fußball gehört das Toreschießen dazu. Ich kenne die Statistiken, was den xG-Wert oder gegnerische Torschüsse angeht, aber man sieht einfach, dass es im Fußball um Kleinigkeiten und Detailarbeit geht. Genau die müssen wir verfeinern. Die Spieler müssen ein gewisses Gefühl dafür bekommen. In 90 Minuten kommt es beim Verteidigen und in der Positionierung auf Konstanz an. Das haben wir in dem einen oder anderen Spiel missen lassen. Wenn wir bei den vielen Unentschieden drei oder vier Mal zu Null spielen, dann gewinnen wir die Spiele auch. Unsere Identität wird immer bleiben, dass die Null stehen muss. Daran werden wir auch arbeiten. Das ist harte Arbeit, bei der es auf Kleinigkeiten ankommen wird. Da geht es vielleicht auch noch mal darum, das Bewusstsein bei den Spielern hervorzurufen, was in bestimmten Situationen an Klarheit und Konsequenz gefragt ist.“

Cheftrainer Fabian Hürzeler betonte die Wichtigkeit von Zu-Null-Spielen.

Cheftrainer Fabian Hürzeler betonte die Wichtigkeit von Zu-Null-Spielen.

…den Vergleich mit der Situation und der Mannschaft der Saison 2021/22:

Fabian Hürzeler: „Es sind nur noch zwei oder drei Spieler von vor zwei Jahren dabei. Man kann die Spielertypen auch nicht vergleichen. Ich war im Trainerteam und weiß, wie wir vor zwei Jahren und wie wir jetzt Fußball spielen. Die Art und Weise kann man nicht vergleichen. Wir haben die Spielweise angepasst, vor zwei Jahren hatten wir nicht diese Dominanz mit dem Ball. Wir haben im letzten Jahr einen großen Wert auf die defensive Stabilität gelegt. Wir lassen wirklich sehr wenig zu und kassieren wenig Gegentore.“

Andreas Bornemann: „Die beiden Kader kann man nicht vergleichen, es hat sich viel verändert und wir haben es bewusst verändert. Wir hatten vor zwei Jahren eine sehr große Gruppe von Spielern, die zum Saisonende entweder aufgrund einer Leihe oder auslaufender Verträge mit einer unklaren Situation unterwegs waren. Wir hatten relativ früh recht klare Signale gesendet. Am Ende ist es anders dargestellt und interpretiert worden. Jetzt ist die Quote der Spieler viel geringer, wir haben jetzt ein ganz anderes Fundament.”

…die Situation von zuletzt wenig bis gar nicht zum Einsatz gekommener Spieler wie Andreas Albers, Danel Sinani oder auch David Nemeth: 

Fabian Hürzeler: „Wir haben eine super Breite im Kader. Andreas Albers ist ein Spieler, der wahnsinnig wichtig für die Mannschaft ist. Er hat sich so schnell integriert, das habe ich noch nie erlebt. Er ist ehrlich, humorvoll, hilfsbereit extrem erfahren und einfach sehr wichtig für mich als Trainer, weil er gewisse Dynamiken erkennt, weil er sehr große Empathie für seine Mitspieler hat. Es ist sportlich nicht viel gegen Andreas gelaufen, sondern viel für Johannes Eggestein. Er hat sich aufgedrängt und dann auch für das belohnt, was er monatelang investiert hat. Natürlich nehme ich den Spieler, dessen Leistungskurve steil bergauf geht, nicht aus der Startelf raus. Dann kehrt ein Maurides zurück und mit Simon Zoller noch eine weitere Option für den Sturm. Ich habe mich entschieden, immer nur zwei Stürmer mitzunehmen. Da war es oft ein Abwechseln, gegen Ende hat Maurides sich im Training echt gut gezeigt. Einen Andreas Albers will ich in meinem Team nicht missen, weil er mit und meinem Staff sehr viel gibt. Auch auf der offensiven Außenposition haben wir mehrere Möglichkeiten. Da ist ein Connor Metcalfe, der zum absoluten Stamm der australischen Nationalmannschaft gewachsen ist. Ein Oladapo Afolayan, der mein Überperformer war in der vergangenen Rückserie. Ich habe einen Etienne Amenyido, der aus seiner Verletzung zurückgekommen ist, und einen Elias Saad, der zum Nationalspieler gewachsen ist. Ich habe da sehr viel Breite im Kader und eben auch sehr viel Qualität. Ähnlich wie bei den anderen Spielern ist es dann auch ein Prozess bei Danel Sinani, seinen Platz zu finden im Team. Das geht auch nicht von heute auf morgen. Ich denke, dass er bei seinen Einsätzen schon gezeigt hat, was er kann. Er zeigt das auch regelmäßig bei der Nationalmannschaft. Mit ihm bin ich genauso im ständigen Austausch und er fragt auch bei mir nach, wo er sich noch verbessern kann. Mein Trainerteam und ich wollen ihn und auch die anderen besser machen, auch wenn sie nicht spielen, und dann wird es auch nur eine Frage der Zeit sein. Denn den Spielern, die nicht spielen, die Wertschätzung zu geben, das sind für mich die entscheidenden Spieler. Sie halten die Intensität im Training hoch, sie fordern die Spieler, die spielen am meisten, und deshalb finde ich es auch wichtig, dass wir sie abholen und ihnen aufzeigen, wo der Stand der Dinge ist. Das gilt auch für David Nemeth, auf den ich sehr große Stücke halte. Ich bin sicher, dass er uns in der Zukunft noch helfen wird.“ 

Andreas Bornemann: „Wir fragen uns natürlich im Vorfeld, wie groß soll der Kader bei uns sein und wie passt es, dass wir eine große Verfügbarkeit haben. Dann läuft es auch immer darauf hinaus, dass du dich am Ende als Trainer für etwas entscheiden musst. Welche 20 nominierst du für den Kader und welche fangen an. Und wenn es funktioniert und sich niemand verletzt, dann lässt man sie wieder spielen. Und je größer die Gruppe derjenigen ist, die nicht regelmäßig spielen, desto mehr Bedarf gibt es an Management von Gesprächen, um sich auszutauschen, was gemacht werden muss, um das Potenzial abzurufen. Das ist klar, das sind mit die Hauptthemen, mit denen sich ein Trainer beschäftigen muss, die ganze Gruppe bei Laune zu halten und das müssen wir gut zusammenkriegen. Und da kann ich Spielern wie Johannes Eggestein, Andreas Albers oder auch Danel Sinani gar nicht genug Wertschätzung geben, wenn ich sehe, wie sie mit diesen Situationen umgegangen sind oder jetzt umgehen. Die Situation ist für sie nicht schön. So wie Jojo es über viele Monate hinbekommen hat, macht es Andreas jetzt auch in einer Art und Wiese, dass du froh sein kannst, so einen Spieler zu haben. Er pusht die anderen, er verbreitet keine schlechte Stimmung und ist da, wenn du ihn brauchst. Es ist unsere Stärke, dass wir einen guten Zusammenhalt innerhalb der Gruppe haben. Es ist eine wahnsinnige Dynamik in der Gruppe, die Fabian da hinbekommen hat.“ 

Sportchef Andreas Bornemann im Gespräch mit Kapitän Jackson Irvine

Sportchef Andreas Bornemann im Gespräch mit Kapitän Jackson Irvine.

…das sehr wahrscheinliche Fehlen einiger Nationalspieler zum Jahresbeginn: 

Andreas Bornemann: „Es besteht Abstellungspflicht und es wäre eine große Überraschung, wenn Jackson und Connor beim Asien Cup nicht dabei sind. Elias ist im erweiterten Kreis. Von ihm war es zuletzt eine gute Entscheidung, den Fokus auf den Verein zu legen. Für jemanden, der aus der Regionalliga kommt, hat das vergangene Jahr schon einiges bereitgehalten. Er tut gut daran, die kurze Phase jetzt zu nutzen, um emotional runterzukommen und nicht gleich das nächste große Thema hinten dran zu packen, sondern mit uns gut in die Vorbereitung der Rückrunde zu starten. Das Thema Abstellungen hat zwei Medaillen: Wir wollen Spieler haben, die sich entwickeln, und man kann Fabian nicht sagen, dass er die Spieler zwar besser machen soll, aber auch nicht so gut, dass sie für ihre Nationalmannschaft in Frage kommen. Wir müssen damit umgehen und uns bestmöglich darauf einstellen.“

…mögliche Transfers im Winter:

Andreas Bornemann: „Natürlich schauen wir uns um. Es muss sich aber lohnen, dass sie auch über die paar Monate über der Rückserie hinaus auch die Verstärkung sein können. Das muss Sinn ergeben und nicht, um die Gruppe künstlich zu vergrößern. Aber klar beschäftigen wir uns damit, wir haben aber auch klar gesagt, dass ein Aufblähen des Kaders wenig Sinn macht. Wir gehen alle Szenarien durch, wie vor jeder Transferperiode. Und es muss passen. Fabian stellt den Spielern einen klaren Plan vor, wie er den Fußball versteht und spielen möchte. Das ist wichtig für jeden, der kommt, dass er sieht, was ihn hier erwartet und was er noch dazulernen kann.“

…die Vertragssituation von Cheftrainer Hürzeler:

Andreas Bornemann: „Fabian ist ein Glücksfall für St. Pauli, St. Pauli aber auch für Fabian. Natürlich gehören da immer viele Dinge dazu. Wir arbeiten extrem gut und vertrauensvoll zusammen. Die wichtigste Personalie ist der Trainer. Dazu gehört auch, dass Klarheit allen gut tut, der Mannschaft, dem Verein, Fabian und mir. Eine Klarheit ist in unserem Sinne, für uns die Weiterentwicklung zusammen für diesen Verein zu schaffen, das ist das klare Ziel.“

Fabian Hürzeler: „Wir sprechen miteinander und versuchen für beide Seiten die bestmögliche Lösung zu finden. Ich mache in meiner aktuellen Arbeit und Herangehensweise keinen Unterschied, wie lange mein Vertrag noch geht, weil es mir unfassbar viel Spaß macht, mit der Mannschaft und mit meinem Staff zu arbeiten. So ein „Wir-Gefühl“ habe ich so als Spieler und auch als Trainer noch nicht erlebt. Dazu zählen auch die Verantwortlichen drumherum. Auch zu Oke Göttlich und zu den Verantwortlichen in der Geschäftsstelle habe ich einen super Draht und ich fühle mich sehr wohl hier.“

…die Zielsetzung für die Rückrunde:

Andreas Bornemann: „Wir haben uns schon lange dazu bekannt, dass wir uns in den Top 25 Deutschlands etablieren wollen. Und grundsätzlich gilt für die 2. Bundesliga, dass sie unberechenbar ist. Mir fällt keine europäische Liga ein, wo es so verrückt zugeht. Und das ist genau der Grund, warum wir immer und immer wieder sagen, dass wir in jedem Spiel ans Maximum gehen müssen, um die Chance zu haben drei Punkte zu holen. Und wieso sollten wir etwas anderes wollen, als am Ende ganz vorne mit dabei zu bleiben? Aber diese Etappen sind wichtig und auch die Ausrichtung, unter die Top 25 zu kommen, klingt einfacher, als es ist. Das haben wir in den vergangenen Jahren nicht immer über einen längeren Zeitraum hinbekommen. Und das ist nicht so einfach, wenn man sich anschaut, welche Mannschaften in der Liga spielen und wer auch oben mit dabei ist und wie groß die Abstände sind. Und das zu schaffen, bedarf einer Klarheit in der Arbeit, die Intensität hochzuhalten, auch das Spielglück, da spielen verschiedenste Faktoren mit rein. Deshalb denke ich, dass wir sehr gut damit fahren, dass die Etablierung der Top 25 unser Ziel ist.“

 

(ch/hb)

Fotos: Witters

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