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Reingeluschert: Vom Straßen- zum Kiezkicker

Colin aus dem Medienteam des FC St. Pauli "luschert" für Euch in den Alltag unseres Lieblingsvereins rein. Was geht neben den schweißtreibenden Trainingseinheiten und dem Ligabetrieb so bei unseren Kiezkickern und dem Team dahinter? Jetzt wird wieder #Reingeluschert - gerne auch mit einem Augenzwinkern. 

Die richtige Urlaubsplanung will gekonnt sein. Vor allem die in den Sommermonaten. Neben der vorläufigen Absprache mit den Kolleg*innen aus der eigenen Abteilung ist gerade eines entscheidend: Timing. Bei meiner Urlaubsplanung passte im Grunde alles. Naja, fast alles. Jedem, dem ich erzählte, dass ich während des Stadtderbys weder im Dienst noch im Stadion und nicht einmal in Hamburg war, der runzelte die Stirn, schlug die Hände vors Gesicht oder schüttelte mit dem Kopf. "Man, bist du doof!" Ergo: "Ja, ich weiß. Das war sehr doof von mir geplant!" Zu gerne wäre ich bei der Verteidigung der Stadtmeisterschaft, bei diesem tollen Spiel und 3:2-Erfolg vor Ort dabei gewesen statt vor der Flimmerkiste *Facepalm-Emoji*. Was soll man machen: Ich hatte meinen Urlaub aber vor der Terminierung der Spieltage gebucht und wer ahnt schon, dass das Derby genau dann stattfindet. Zum Glück war ich beim 2:0-Heimsieg gegen Jahn Regensburg wieder auf der Pressetribüne.

Einer hat in Punkto Derby-Planung wiederum alles richtig gemacht. Also, wirklich alles. So gut, dass es fast schon film- oder märchenreif gewesen wäre, wenn er noch selbst getroffen hätte. Das wäre dann die berühmte Kirsche auf der Sahne-Torte gewesen. Aber auch so kann man festhalten, dass unser Neuzugang Marcel Hartel eine satte Punktlandung hingelegt hat. Wechsel zu den Kiezkickern, zwei Trainingseinheiten, Startelf-Debüt und Derbysieger. Kann man mal so machen! "Als der Wechsel zum FC St. Pauli näherrückte und ich gesehen habe, es könnte vor dem Derby klappen, habe ich schon etwas gedrängt, dass ich zumindest im Kader stehen könnte. Dass ich dann auch noch direkt in der Startformation gelandet bin, war natürlich unfassbar", freut sich unsere neue Nummer 30.

Seine blauen Augen funkeln heute noch, wenn er von dem Erlebnis Millerntor im braun-weißen Trikot erzählt. "Ich hatte einfach nur Gänsehaut unten im Spielertunnel. Dann noch die Einlaufmusik dazu und ein Teil der Fans, die zum Glück bei diesem Spiel mit dabei sein durften, und dann auch noch zu gewinnen zum Einstieg, das war schon atemberaubend!"

Auch die bisherigen Leistungen Hartels waren ansehnlich. Hackentricks, Weitschüsse, Fallrückzieher im eigenen Strafraum und mit 12,51 sowie 11,93 abgespulten Kilometern als laufstärkster Kiezkicker im Derby und gegen Regensburg wird er dem Begriff "Pferdelunge" ebenfalls gerecht. Yee-haw! Ich dagegen bin schon vom Gang zum Kühlschrank erschöpft und habe gefühlt eine Kondition wie ein Feldhamster nach dem Winterschlaf. "Ich kann Dir gerne etwas abgeben", lacht der 25-Jährige und fügt an: "Es hat hier auf Anhieb einfach gepasst. Ich bin als Typ auch sehr locker und kann mich sehr schnell anpassen. Das fällt mir sehr einfach und das Team hat es mir auch sehr leicht gemacht."

„In meinem privaten Freundeskreis nennt mich niemand so (lacht)“
Marcel Hartel über seinen Spitznamen "Cello"

"Locker, spaßig und ehrgeizig", wie sich der gebürtige "Kölsche Jung" selbst beschreibt. In der Rheinmetropole groß geworden, beim "Effzeh" in der Jugend ausgebildet, aber Straßenkicker im Herzen geblieben. Vom Straßen- jetzt zum Kiezkicker könnte man sagen. "So bin ich groß geworden und diese Mentalität versuche ich auch immer noch mit in mein Spiel zu bringen. Nach den Trainingseinheiten in der Jugend beim 1. FC Köln habe ich mir meist danach noch den Ball geschnappt und bin raus auf die Straße zum Kicken mit meinen Leuten. Das war einfach unser Ding", betont er. Da spricht unsere rheinländische Frohnatur vielen aus der Seele. Die verdreckten Stollenschuhe in dem Turnbeutel, Eistee-Tetrapack und ein abgenutzter Lederball – ab auf den Bolzplatz! Mehr brauchte auch ich damals nicht. Ein Flair zum Genießen.

Ob Köln, Berlin oder jetzt Hamburg - Großstadt und Marcel Hartel – auch diese Kombination scheint irgendwie zu passen. Gewollt oder reiner Zufall? Unser Kiezkicker grinst verschmitzt. "Nein, das ist wirklich Zufall. Klar, ich bin in einer Metropole wie Köln großgeworden und ich mag das schon sehr gerne, aber das hat sich bisher so ergeben und Bielefeld hat mir als Stadt auch sehr gut gefallen. Ich glaube generell, dass alles einen Sinn hat und die Dinge so passieren, weil sie passieren sollen. Ich bin da sehr abergläubisch."

Das zieht sich besonders vor einem Spiel wie ein roter Faden durch, wie uns der 1,76 Meter große Mittelfeldspieler erklärt: "Ich bete vor jedem Spiel und bin dankbar, dass meine Familie, meine Freundin, alle Freunde und ich gesund sind. Es geht dann weiter, dass ich immer den rechten Stutzen zuerst anziehe, dann den rechten Schuh. Ich könnte dir jetzt eine ganze Liste aufzählen, da bin ich vielleicht auch etwas speziell", lacht "Cello".

"Cello", das ist sein Spitzname, wie Violoncello ausgesprochen. Wobei er das Instrument nicht spielt, sondern lieber mit einem Fußball (höhö) #dadjoke. Aber Spaß beiseite. Die Frage musste ich zum Abschluss noch loswerden. Warum "Cello"? Marcel klärt auf: "Einer unserer Co-Trainer bei Union Berlin hat mich mal so genannt. Den genauen Zusammenhang weiß ich leider auch nicht mehr, aber von da an hieß ich bei allen im Verein nur noch "Cello". Das hat sich dann auch bei Arminia Bielefeld so eingebürgert. Lustig ist nur, dass mich nur die Leute aus meinem Fußball-Umfeld so nennen. Im privaten Freundeskreis oder in der Familie nennt mich niemand so."

Na, dann können wir ja weiter mit dem „Cello“ auf dem Platz spielen *Zwinker-Emoji*. Okay, das reicht jetzt mit den schlechten Witzen. Hat seine Familie denn einen besonderen Spitznamen noch in Petto? "Meine Mama hat natürlich noch einen. Aber den verrate ich lieber nicht", lächelt "Cello". Nun gut, das kann ich verstehen, würde ich auch nicht verraten.

 

(ch)

Foto: FC St. Pauli

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