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#Reingeluschert: „Die Nagelschere lasse ich zuhause“

Raus aus dem Trainingslager und rein in die VIVA! Colin aus dem Medienteam des FC St. Pauli "luschert" für Euch in den Alltag unseres Lieblingsvereins rein. Was geht neben den schweißtreibenden Trainingseinheiten und dem Ligabetrieb so bei unseren Kiezkickern und dem Team dahinter? Jetzt wird wieder #Reingeluschert - gerne auch mit einem Augenzwinkern. 

Endlich wieder Millerntor-Luft! Und wie unser Cheftrainer Timo Schultz bereits im Trainingslager zu sagen pflegte: „Gerne mal die Perspektive wechseln“. Das tat ich an jenem Sonnabend, den 17. Juli, um 16 Uhr, als ich das Saisoneröffnungsspiel unserer Kiezkicker gegen Hertha BSC aus einem ganz anderen Blickwinkel als sonst anschauen durfte. Nicht wie gewohnt auf der Pressetribüne, sondern es ging rauf auf die Gegengerade. Meinen Kolleg*innen aus der Medienabteilung konnte ich schön zuwinken. "Huhu! Seht Ihr mich? Nein?" Okay, einen Versuch war es wert. Ich war nämlich als Fan unterwegs und hatte so eine ganz andere Sicht aufs Spielfeld. Das saftige Grün strahlte förmlich, was mit Sicherheit auch an diesem herrlichen Sonnenschein, an jenem knuffig warmen Sommertag lag.

An diesem Tag fiel mir die grüne Bühne mit den weißgekreideten Merkmalen besonders auf, die jenes Kabinett des Ballsports überhaupt erst möglich macht. Nanu?! Ist da etwa der St. Pauli-Totenkopf mit dazugehörigem Schriftzug auf den Rasen gezeichnet? Wie der da wohl hin kommt? Dazu später mehr. Fakt ist: auch eine Woche später zum Liga-Auftakt gegen Holstein Kiel sah das grüne Geläuf wieder wie aus dem Ei gepellt aus, als ich zum Heimspiel gegen die "Störche" wieder meinen gewohnten Stammplatz auf der Pressetribüne einnahm.

Solche Fußballplätze erinnern mich immer an diese Kleinstadtvorgärten, wo jeder Grashalm mit der Nagelschere perfekt beschnitten wird und bunte Blumenbeete und noch viel buntere Skulpturen die Fröhlichkeit der Natur wie aus einem Gartenkatalog präsentieren. Ich bin ja schon froh, wenn sich meine Zimmerpflanzen einigermaßen wohl fühlen. Aber so ein 105 mal 68 Meter großes Fußballfeld, wo alles mit dem Millimetermaß abgemessen und jeder Grashalm picobello aus der Erde sprießen muss – Holla! „Die Nagelschere lasse ich aber zuhause“, erklärt Jan Naumann grinsend, während er mit einem kreisförmigen Rasenziegelstecher kleine Löcher im Platz ausstanzt, um dann neue Grasbüschel mit Erde versehen in den Boden zu setzen. "Torten setzen", nennt er das ganz liebevoll.

Jan Naumann ist ein Kenner. Nicht in Sachen Torten, sondern in der Rasenpflege für unsere Kiezkicker. Ob Kollaustraße, Brummerskamp oder eben das Millerntor – der 35-Jährige ist als leitender Greenkeeper mit seinem Team für alle Plätze des FC St. Pauli verantwortlich und hat im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun. Ob Rasen mähen, düngen, bewässern oder wie angesprochen, die letzten Unebenheiten und Makel des Platzes ausbessern – Greenkeeper, das ist ein Job zum Anpacken.

Was sich nach immer wiederkehrender Routine anhört, bedarf einer gewissen Flexibilität, wie der gebürtige Leipziger erklärt: "Jeder Tag ist anders. Das fängt schon damit an, dass wir auf die Witterungsbedingungen achten müssen und täglich schauen, wie es dem Rasen geht. Bei 7.900 Quadratmeter reiner Natursode, ist es auch ein Kampf gegen die Zeit, die Pflanze so vorzubereiten, dass sie zum Heimspiel ihr optimales Regenerationswachstum generiert hat. Wir reden hier schließlich über ein Naturprodukt, wo sogar Krankheiten wie Blattflecken kommen könnten. Dann müssen wir schnell reagieren."

Wow, da steckt eine Menge Fachwissen und auch Feingefühl hinter. "Jan, der Pflanzenflüsterer", könnte man sagen. Doch wie lernt man das? Er erzählt: „Ich habe eine Zusatzprüfung zum Greenkeeper absolviert, spezialisiert auf Rasen. Da lernt man dann neben der Theorie auch die Praxis, das Wissen und die Methoden an der Pflanze anzuwenden." Der grüne Daumen scheint Jan zu liegen, daher die ganz persönliche Frage. Sieht dein Garten zuhause auch so saftig und perfekt gemäht aus, wie aktuell am Millerntor? „Ganz sicher nicht. Ein Koch kocht ja auch in den eigenen vier Wänden kein exklusives Fünf- Gänge-Menü", erklärt er mir mit einem Grinsen. Da ist was dran!

Bleibt noch die Frage nach dem Totenkopf und FC St. Pauli-Muster in der Mitte des Rasens zwischen den Coaching-Zonen zu klären, die auch mir beim Saisoneröffnungsspiel gegen die Hertha aufgefallen waren. "Das war ein Team-Gedanke und im Vorfeld mehr so eine Schnapsidee, die wir dann aber tatsächlich mit Hilfe der Vermarktung in die Tat umsetzen konnten", verrät er mit einem Augenzwinkern.Beim Heimspiel gegen Kiel konnte ich diesen aber nicht mehr von der Pressetribüne aus erspähen. "Den mussten wir wieder weg machen, aber da wäre dann mit der Zeit eh Gras drüber wachsen", betont Jan. Und auch wenn derweißgekreidete Totenkopf mit dem St. Pauli-Schriftzug nicht mehr zu sehen war – das Geläuf war top. Und sicher hat der perfekte Untergrund auch dazu beigetragen, dass unsere Kiezkicker einen Liga-Auftakt nach Maß hinlegten.

Jetzt geht es für Jan und sein Team wieder ans Eingemachte, den Rasen im Millerntor wieder flott zu machen, damit unsere Boys in Brown auch im nächsten Heimspiel auf dem grünen Parkett der Fußballbühne wieder glänzen. Und das nächste Heimspiel ist ja auch nicht gerade irgendeins *Zwinker-Emoji*.

 

(ch)

Fotos: FC St. Pauli

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