FCSP-Radsportler Ruben Schütze fährt mit dem Velomobil in der Weltspitze
Donnerstag, 10. Juli 2025, 10:00 Uhr
Ruben Schütze ist Erzieher, Mitglied der FCSP-Radsportabteilung, sowie ehemaliger Weltrekordhalter. Der gebürtige Hamburger hat vor einiger Zeit das Velomobilfahren für sich entdeckt und gehört inzwischen zu den Weltbesten.
Das Radfahren begleitet Ruben Schütze seit seiner Kindheit. Während er in der Schule beim Laufen noch hinterherhinkte, ließ er seine Mitschüler*innen auf dem Fahrrad schnell hinter sich. Mit 18 kam das erste Rennrad – ein altes Stahlrennrad, das heute restauriert an der Wand hängt. „Irgendwann habe ich mal ein Velomobil gesehen. Damals wusste ich aber gar nicht, was das ist. Für mich war das einfach ein weißes Geschoss, das mit 50 Sachen an mir vorbeigefahren ist“, so der heute 28-Jährige. Das Ereignis sei bei ihm hängengeblieben und nach einiger Recherche habe er sich entschieden, selbst ein Velomobil anzuschaffen.
Inzwischen fährt er ein Milan SL, ein vollverkleidetes, aerodynamisches Liegerad, das für Spitzengeschwindigkeiten gebaut ist. Gleichzeitig ist es aber auch mit Blinker, Hupe und Lichtanlage ausgestattet, sodass er das Gefährt auch im Hamburger Stadtverkehr, für den Weg in die Kita oder für Wochenendausflüge nutzen kann.
Ruben Schütze und den FCSP
verbinden gemeinsame Werte
Rubens Verbindung zum FC St. Pauli besteht seit vielen Jahren. Über den Flohschanzen-Flohmarkt und Jugendangebote im Viertel kam er früh mit dem Verein in Kontakt. Dass er Teil der Radsportabteilung werden wollte, war für ihn schnell klar. „Ich identifiziere mich mit den Werten des Vereins. Auch wenn ich kein Hardcore-Fußballfan bin: St. Pauli passt einfach zu mir.“ Inzwischen hält er auch einen Anteil der Genossenschaft des FC St. Pauli.
2023 schaffte der Radsportler, was zuvor noch niemandem gelungen war. Auf einem Testoval in Aldenhoven bei Aachen fuhr er mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 52 km/h (inklusive Stehzeit) innerhalb eines Tages eine Strecke von 1253 Kilometern. Diese Leistung wurde von der International Human Powered Vehicle Association (IHPVA) als offizieller 24-Stunden-Weltrekord mit einem muskelbetriebenen Fahrzeug anerkannt. „Das war eines der krassesten Dinge, die ich je gemacht habe“, sagt Ruben heute. „Ich konnte sagen: Noch nie hat sich ein Mensch in 24 Stunden aus eigener Kraft auf einem Rad weiter bewegt hat als ich.“
Kontrahenten stellen
neue Weltrekorde auf
Der Weltrekord hatte einige Monate Bestand, ehe der Australier Aidan Lampe diesen mit einer Strecke von 1347 Kilometer überbot. Beim diesjährigen Event in Aldenhoven Ende Juni ging Ruben Schütze erneut an den Start. Eigentlich wollte er mit einem leichteren, schmaleren Prototypen starten, der jedoch nicht rechtzeitig fertig wurde. Also trat Ruben wieder in seinem bewährten Milan SL an, aus dem sein Team und er in den vorangegangenen Wochen alles herausholen wollten.
Das Problem: Die Temperaturen auf dem asphaltierten Rundkurs stiegen im Tagesverlauf auf mehr als 30 Grad. Ohne Schatten, mit aufgeheiztem Fahrzeug und nach mehreren Stunden Vollbelastung entschied sich Ruben, den Versuch abzubrechen. „Mir war klar, dass ich unter den Bedingungen nicht an die nötige Durchschnittsgeschwindigkeit herankommen würde“, sagte er nach dem Wochenende. Stattdessen fuhr er aus eigener Motivation am Abend noch einige schnelle Runden mit bis zu 70 km/h. Der neue Weltrekord wurde trotzdem an diesem Wochenende aufgestellt, allerdings von einem anderen Fahrer. Der Schweizer Christoph Rindlisbacher überbot die Marke in einem einspurigen Streamliner, einer Fahrzeugklasse, die auf maximale Aerodynamik ausgelegt ist, im Alltag aber kaum nutzbar wäre.
Schützling und Trainer
arbeiten weiter hart
Ruben sieht den neuen Rekord von 1387 Kilometern nicht als unerreichbar an: „Das Fahrzeug spielt eine große Rolle. Mit weniger Gewicht, besserer Belüftung und einem effizienten Pausenmanagement ist da noch etwas möglich.“ Und auch sein Trainer Thorsten Kirchhoff, der ihm seit einigen Jahren mit Rat und Tat zur Seite steht, sieht noch Potenzial. „Nicht nur auf der technischen Seite ist noch Luft nach oben, sondern auch physisch kann Ruben in einigen Aspekten weiter zulegen. Dazu gehört auch ein effizienteres Training“, so Kirchhoff.
Für Ruben, der auch bei der Arbeit mit Kindern Maß und Motivation vermittelt, ist die sportliche Leistung aber nur eine Seite der Medaille. „Es geht mir auch um die Freude am Fahren“, betont er. „Ich versuche, meinen Kita-Kindern zu zeigen, dass es nicht immer ums Gewinnen geht. Es geht ums Machen und Dranbleiben.“
Heute weiß Ruben noch nicht, wann es einen weiteren Anlauf auf den Weltrekord geben wird. Dass er erneut antreten wird, ist allerdings mehr als wahrscheinlich.
(tb)
Fotos: FC St. Pauli