Kiezkicker besuchen Ausstellung „Fußball in Trümmern. Der FC St. Pauli im „Dritten Reich“"
Donnerstag, 14. Dezember 2017, 15:30 Uhr
Vormittags im Museum: Am Donnerstag (14.12.) besuchten die Kiezkicker gemeinsam die Ausstellung „Fußball in Trümmern. Der FC St. Pauli im „Dritten Reich“" und waren am Ende der einstündigen Führung sichtlich beeindruckt.
„Dies ist keine Ausstellung über die Vergangenheit“, hatten die Ausstellungsmacher von 1910 – Museum für den FC St. Pauli e.V. von Anfang an betont. „Zwar beziehen sich wesentliche Teile auf historische Ereignisse, die 80 und mehr Jahre zurückliegen. Doch sind diese Ereignisse Teile von Mustern, die erneut auftreten können. Und die zum Teil bereits wieder aufgetreten sind“, fügte Kurator Christoph Nagel vor der Führung durch die Ausstellung hinzu und kündigte an: „Die Profis werden mit einem anderen Blick auf den Verein aus dem Museum gehen.“
Am Anfang des einstündigen Rundgangs machte Nagel direkt klar, dass der FC St. Pauli von heute mit seinen antirassischtischen Werten ab den 1980er Jahren hart erarbeitet und erkämpft wurde. Lange Zeit sei der Verein im kleinbürgerlichen Milieu verankert gewesen. Seine Anfänge liegen mitnichten in der Arbeiterbewegung, sondern in der nationalistischen Turnerschaft. Aus dem Hamburg-St. Pauli Turnverein von 1862 ging der FC St. Pauli hervor und hatte 1933 wenig Probleme damit, sich mit den nationalsozialistischen Machthabern zu arrangieren. Der Verein war ein typischer Mitläuferverein und keineswegs ein Ort des Widerstands, sondern ganz im Gegenteil: Mit Dr. Otto Wolff, einem typischen „Schreibtischtäter“, befanden sich auch ein überzeugter Nationalsozialist unter den damaligen Mitgliedern.
Anhand von acht Lebenswegen wird der Verein im Spannungsfeld von Mitläufertum, Ausgrenzung und NS-Verbrechen gezeigt. Auch die Verdrängung der NS-Zeit und deren erst spät einsetzende Aufarbeitung werden thematisiert. „Die Ausstellung ist wirklich sehr beeindruckend und sehr interessant“, stellte Philipp Heerwagen nach der Führung klar. Robin Himmelmann ergänzte: „Kommt unbedingt vorbei und macht Euch selber ein Bild vom FC St. Pauli im „Dritten Reich“!“
Viel Zeit bleibt allerdings nicht mehr. Die Ausstellung hat nur noch bis zum Heimspiel gegen den VfL Bochum am Montag (18.12.) geöffnet. Alle Infos gibt es hier: KLICK!
(jk)
Fotos: FC St. Pauli