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"In der Form kannst du kein Zweitligaspiel gewinnen"

Enttäuschung, Sprachlosigkeit, Leere. Es war ein frustrierender Moment für jeden St. Pauli-Fan, als Schiedsrichter Timo Gerach nach über drei Minuten Nachspielzeit am Sonnabend den Schlusspfiff ertönen ließ. Die 1:2-Niederlage gegen Eintracht Braunschweig war die vierte Pleite am Stück und eine besonders unnötige. Im Pressegesspräch nach der Partie fand Cheftrainer Timo Schultz entsprechend klare Worte.

"Nicht ratlos" sei er, stellt Schultz klar. "Ich bin enttäuscht." Seinen Schützlingen wurde im Eintracht-Stadion ein perfekter Spielverlauf auf dem Silbertablett serviert. Maximilian Dittgen hatte nach nicht einmal 120 Sekunden mit einem wuchtigen Linksschuss die St. Paulianer in Führung gebracht. Die Kiezkicker hatten das Geschehen im Griff, ließen nur wenig zu, doch gingen der eigenen Initiative, einen zweiten Treffer zu erzielen, nur halbherzig nach. "Das war ein furchtbares Spiel", betont Schultz, "in dem eigentlich alles für uns läuft." Sein Team habe es nicht einmal geschafft umzuschalten, um so die Führung noch auszubauen.

Stattdessen schien auch die dunkle Statistik über den Köpfen zu schweben, dass die Boys in Brown bislang in jeder Begegnung der aktuellen Spielzeit einen Gegentreffer kassiert hatten. Den Braunschweigern fiel wenig ein, dennoch konnten erst Marcel Bär (67.) und dann auch noch Fabio Kaufmann (82.) mit ihren Toren die Partie drehen. In den Schlussminuten kamen die Gäste zwar noch zu Torchancen, doch das letzte Aufbäumen verfehlte seine Wirkung. "In der Form kannst du kein Zweitligaspiel gewinnen", lautet das deutliche Trainer-Fazit des Sonnabends. "Wir haben heute 80 Minuten lang keinen Fußball gespielt."

Der 43-Jährige sei weiterhin von der Spielidee komplett überzeugt, es müssten aber Anpassungen vorgenommen werden. "Wenn wir den Ball über sechs Meter nicht an den Mann bekommen, dann hast du kein Argument mehr", kritisiert Schultz. "Ich werde weiter mit den Jungs arbeiten, wir werden weiter zusehen, dass wir uns verbessern. Aber das war heute der erste richtige Rückschritt in dieser Saison. Man kann Spiele verlieren und schlecht spielen, aber mutlos und ohne Körperspannung - das gucke ich mir kein zweites Mal an." Der Fußball-Lehrer deutet an, dass in den kommenden Trainingseinheiten ein anderer Wind wehen wird. "Vielleicht muss es auch von meiner Seite aus lauter werden und mal eher krachen", sagt Schultz. "Wer es nicht versteht, der muss vielleicht ein, zwei Meter zurückgehen und Anlauf nehmen."

Ein gutes Miteinander sei "schön und gut", so der Trainer, der sich aber auch eine schonungslose Aussprache innerhalb der Mannschaft wünscht. "Wir wollen als Einheit zusammenstehen und ich werde hinter den Jungs stehen, sie müssen aber auch untereinander gucken, wo wir schneller vorankommen können." Trotz teilweise guter Leistungen im Saisonverlauf fehlten die Punkte, so Schultz. Entsprechend steht jetzt vieles auf dem Prüfstand: "Eines ist klar: Wir müssen Punkte holen und dafür müssen wir vielleicht auch Sachen ändern, an die man bisher noch nicht gedacht hat." Schultz, der schon als Spieler aber auch als Nachwuchstrainer in der braun-weißen U17 und U19 als Kämpfer galt, richtet den Blick ab sofort nach vorne: "Ich habe noch einige Ansatzpunkte und bin mir sicher, dass wir die Lösung finden werden." 

 

(ms)

Foto: Witters

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