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„Cool, ein Fußballspieler zieht bei uns ein!“

Seit etwas mehr als einem Jahr und weiterhin ist unser Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) auf der Suche nach Gastfamilien, die auswärtige Talente bei sich aufnehmen. Mit Familie Oldendorf aus Wilhelmsburg wurde im vergangenen Sommer die erste Gastfamilie gefunden. Sie hat Constantin Jordanov, der vom VfL Suderburg (in der Nähe von Uelzen) zu unserer U16 gewechselt ist, bei sich aufgenommen. Wir waren bei den Oldendorfs zu Besuch und haben durchweg positive Eindrücke gewonnen.

Es ist ein kalter Abend, als wir im Süden Wilhelmsburg an der Tür klingeln. Das Licht im Flur geht an, Christian Oldendorf macht die Tür auf, Ehefrau Irina, die beiden Söhne Lasse und Finn sowie Constantin Jordanov kommen in den Flur. Die Begrüßung ist herzlich, es herrscht sofort eine sehr angenehme, warme Atmosphäre. Die anfängliche Aufregung unseres Redakteurs ist sehr schnell verflogen. So erging es im Frühsommer 2017 auch Constantin Jordanov. „Ich war sehr aufgeregt, als ich das erste Mal hier war. Weil alle aber sehr nett zu mir waren, habe ich mich sofort wohl gefühlt“, gesteht der 15-Jährige rückblickend. Mit ‚hier‘ meint der Kiezkicker, der bis 2015 lange für Teutonia Uelzen und anschließend zwei Jahre für den VfL Suderburg gespielt hatte, das Zuhause der Oldendorfs im Süden Wilhelmsburgs. Seit August 2017 ist es das zweite Zuhause des U16-Mittelfeldspielers.

Dank eines facebook-Posts seiner Geschäftsführerin hatte Christian Oldendorf im Frühjahr 2017 mitbekommen, dass der FC St. Pauli Gastfamilien für Nachwuchsspieler sucht, noch am selben Abend wurde das Thema daheim mit Ehefrau Irina und den beiden Jungs besprochen. „Wir waren uns schnell einig, dass wir uns das vorstellen können, einen talentierten Nachwuchsspieler in seiner Entwicklung zu begleiten. Wir haben selbst zwei fußballbegeisterte Jungs und haben gedacht, dass es ja auch uns treffen könnte und einer unserer Jungs ein Angebot erhält, bei einem größeren Verein zu spielen. Dann bräuchten wir auch eine Familie und Unterkunft auf Zeit“, so der 45-Jährige.

Die Chefin wurde informiert, sie wiederum meldete sich in unserem NLZ bei Christian Klose (Kaderplaner & Koordinator U14 bis U10) und Mareike Jerichow (Administration & Spielbetrieb) und dann ging’s schnell. Jerichow und Klose, der Constantin auf Empfehlung zum Probetraining eingeladen hatte, kontaktierten die Oldendorfs und besuchten diese wenige Tage später in Wilhelmsburg. „Beide waren sich schnell einig, dass sie sich einen Spieler bei uns sehr gut vorstellen können“, erklärt Mama Irina.

Ein weiteres Treffen, bei dem dann auch Constantins Eltern dabei waren, folgte Ende Juni. Auch aufgrund der Einhaltung der Abmeldefrist bei Jordanovs Verein Suderburg musste alles schnell gehen. „Für mich stand noch am Abend fest, dass ich das machen will“, berichtet der zentrale Mittelfeldspieler. Auch Mama und Papa Jordanov konnten sich vorstellen, dass der eigene Sohn bei Familie Oldendorf gut aufgehoben ist, und teilten dies unserem NLZ mit.

Die Freude bei den Oldendorfs war riesig. „Cool, ein Fußballspieler zieht bei uns ein“, freuten sich der 14-jährige Lasse, der selbst beim ETV spielt, und der zwei Jahre jüngere Finn, der für Teutonia 05 kickt. Ursprünglich hatten sich beide einen englischen Nachwuchstorwart gewünscht. Mit Mittelfeldspieler Constantin verstanden sie sich aber von Anfang an so gut, dass dieser Wunsch schnell vergessen war.

Für unsere U16 kam Constantin in der laufenden Saison in allen 17 Ligaspielen (14 Mal in der Startelf, 1 Tor) zum Einsatz.

Für unsere U16 kam Constantin in der laufenden Saison in allen 17 Ligaspielen (14 Mal in der Startelf, 1 Tor) zum Einsatz.

Bevor Constantin, der auch zum 1. FC Magdeburg hätte wechseln können, einziehen konnte, mussten die Oldendorfs beim Jugendamt eine Pflegeerlaubnis beantragen. „Wir mussten ein Führungs- und Gesundheitszeugnis vorlegen, das Jugendamt hat sich zudem unser Zuhause angeschaut. Weiter mussten wir uns durchchecken lassen, uns dabei auch einem Drogentest unterziehen“, so Papa Christian. Alle Tests wurden bestanden, alle Papiere vorgelegt. Dem Einzug von Constantin stand nichts mehr im Wege. Während der Sommerferien pendelte Constantin einige Wochen zwischen Uelzen und Wilhelmsburg hin und her, Im August zog der U16-Mittelfeldspieler dann richtig bei den Oldendorfs ein.

Seitdem klingelt der Wecker in der Woche um 5:30 Uhr, um kurz nach 6 Uhr gibt‘s Frühstück, um 6:45 Uhr geht’s dann aus dem Haus. „Ich bringe alle Jungs immer zum Bahnhof. Sie fahren dann mit der Bahn zur Schule“, so Papa Christian. Lasse und Finn gehen in Altona zur Schule, Constantin besucht die direkt am NLZ Brummerskamp gelegene Julius-Leber-Schule in Eidelstedt. Neben viel Unterricht – zumeist bis 13:30 Uhr, manchmal auch bis 15:30 Uhr – stehen für Constantin zwei Trainingseinheiten während der Schulzeit und vier Einheiten am Abend mit der U16 auf dem Programm.

Weil der Mittelfeldspieler, dessen Lieblingsspieler Lionel Messi ist, am Wochenende auf dem Platz steht und stets zu seinen Eltern nach Uelzen reist, bleibt nicht viel Zeit für gemeinsame Unternehmungen. „Das haben wir ein wenig unterschätzt. Solange alle aber zufrieden sind, ist ja auch alles gut. Wir haben nicht das Gefühl, dass Constantin am Wochenende nach Hause fährt, weil er von uns genervt ist“, berichtet Irina. Christian fügt hinzu: „In der Woche gibt’s immer wieder mal Spieleabende. Unser Lieblingsspiel ist ‚Las Vegas‘. Das ist ein Würfelspiel – ganz einfach, aber sehr lustig. Oft gewinnt Constantin.“

Sowohl in der Schule als auch bei unserer U16 hat sich Constantin richtig gut akklimatisiert, bei den Oldendorfs sowieso. „Charaktere können sehr unterschiedlich sein. Wenn ein 14-Jähriger denkt, er ist schon der nächste Star und möchte entsprechend behandelt werden, dann passt das einfach nicht. Constantin ist ein ganz ruhiger Typ. Mit ihm haben wir sehr viel Glück gehabt“, sind sich Irina und Christian einig. Beide fügen hinsichtlich der Entscheidung, ein junges Talent bei sich aufzunehmen, hinzu: „Man sollte keine Hemmungen haben, einen Nachwuchsspieler bei sich aufzunehmen. Es ist ein einfach tolles Gefühl, ein neues Mitglied in der Familie aufzunehmen.“

Wichtig sei ein eigenes Zimmer für den Spieler, wie Irina betont: „Man muss ihm Platz und auch die Zeit geben, um sich zurückziehen zu können.“ Apropos Zeit: Nach gut drei Stunden und vielen positiven Eindrücken war es für uns dann auch an der Zeit zu gehen – am nächsten Tag sollte der Wecker ja wieder um 5:30 Uhr klingeln...


Auch Ihr könnt Euch vorstellen, wie Familie Oldendorf einen Nachwuchsspieler bei Euch aufzunehmen und Gastfamilie unseres NLZ zu werden? Oder habt Fragen? Dann meldet Euch gerne per E-Mail an info@nlz.fcstpauli.com bei uns!

 

(hb)

Fotos: FC St. Pauli

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