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Sturm: „Lasst uns den Zusammenhalt stärken und die anderen verstehen.“

Am Sonnabend (17.12.) berichteten neben Oke Göttlich (Präsidium) und Sandra Schwedler (Aufsichtsrat), Jörn Sturm (Amateurvorstand), Manfred Heinzinger (Ehrenrat) sowie Gabriela Sadzik und Armin Koch (Kassenprüfer*innen). Die AFM-Abteilungsleitung hingegen verzichtete kurzfristig auf ihren Bericht. Wie blickten Sturm, Heinzinger, Sadzik und Koch auf das vergangene Jahr zurück? Hier eine Zusammenfassung.

Bericht des Amateurvorstands

Als Vorsitzender des Amateurvorstandes erklärte Jörn Sturm (Foto oben), dem es nach den vielen Diskussionen zuvor nicht leicht viel, seinen Bericht zu halten, zunächst, dass das abgelaufene Jahr wieder durch externe Ereignisse, mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine, stark beeinflusst wurde. „Nachdem wir die Pandemie halbwegs hinter uns gebracht haben, hat Russland die Ukraine überfallen und damit eine humanitäre Katastrophe in Europa ausgelöst. Diverse Abteilung haben Hilfsaktionen durchgeführt, um damit das Leid der Betroffenen ein wenig zu lindern“, freute sich Sturm, der stellvertretend eine besondere Aktion der beiden Amateurvorstandsmitglieder Verena Geidler und Kerstin Schomburg hervorhob. Gemeinsam mit weiteren Mitgliedern haben diese im Frühjahr mit einem Bus und vielen Privat-PKWs über 80 Menschen, vor allem Frauen und Kinder, nach Hamburg geholt und hier in Familien untergebracht. „Ich war total beeindruckt, wie gut organisiert dies abgelaufen ist. So viele Menschen haben sich eingebracht und ihren Teil zum Gelingen beigetragen. Viele der Geflüchteten sind inzwischen anders in Hamburg untergebracht. Aber nach wie vor ist eine Gruppe aktiv, um sie zu unterstützen. Darüber hinaus wurden mehrfach, vielleicht auch mit Euren Spenden, Hilfsgüter in die Ukraine geschafft. Das ist auch der FC Sankt Pauli. Bitte einen großen Applaus für alle, die an diesen Aktionen beteiligt waren.“

Das letzte Jahr habe laut Sturm, der sich generell bei allen bedankte, die sich ehrenamtlich für den Verein einsetzen, auch wieder viele sportliche Erfolge eingebracht. „Sportler*innen in Braun-Weiß wurden Weltmeister*innen, Europameister*innen, Deutsche Meister*innen, Hamburger Meister oder haben persönliche Bestzeiten errungen und die Farben des Vereins auf andere Weise zu Glanz verholfen. Viele von ihnen wurden bei der Mitgliederversammlung entsprechend geehrt. Der Amateurvorstand wird manchmal gefragt, ob all diese Ehrungen auf der Mitgliederversammlung wirklich sein müssen. Wir entgegnen diesen Fragen mit einem eindeutigen Ja. Die Mitgliederversammlung ist meines Erachtens der Ort, auf dem wir die Lage des Vereins erörtern, unsere Gremien wählen und gemeinsam den Menschen Respekt zollen, die für unseren Verein aktiv sind. Weil insbesondere die Menschen, die für diesen Verein aktiv sind, diesen Verein das ganze Jahr über tragen und voranbringen. Und deshalb sollten wir uns auf der Mitgliederversammlung die Zeit für die Ehrungen dieser Freunde und Freundinnen nehmen“, betonte Sturm, der sich anschließend über die vielen neuen Mitglieder freute, die der Verein im vergangenen Jahr begrüßen konnte.

„Mit der Gründung der Freizeitsportabteilung haben wir nun eine Abteilung, in der wir ohne großen Aufwand Menschen die Möglichkeit geben können, ihren Sport in unseren Vereinsfarben auszutragen. Wir bieten Ihnen damit die Grundlage, unsere Werte auch in ihren Zusammenhängen und Verbänden Geltung zu verschaffen. Das ist bitter, nötig wie man in vielen Diskussionen in den letzten Monaten wieder verfolgen konnte. Es ist eben keine Frage der Moral, ob Menschen leben und sein können, wie sie wollen und das ohne dabei an Leib und Seele bedroht zu sein. Konservative Kräfte versuchen uns einzureden, alles sei nur eine Frage der Moral und könne der Zukunft anheimgegeben werden. Dem ist nicht so. Es geht um Menschenrechte. Diese sind unverhandelbar und universell gültig. Dafür einzutreten und daran zu erinnern, ist unser aller Aufgabe und in vielen Verbänden auch leider sehr notwendig. All denen, die unseren Verein und diese Werte vertreten, gilt deshalb mein uneingeschränkter Dank.“

Sturm kritisierte mit Blick auf seinen Stellvertreter Carsten Balschat, von Beruf Polizeibeamter, den Umgang von Mitgliedern mit Mitgliedern. So habe Balschat immer wieder Ausgrenzung und Anfeindungen im Verein erlebt. „Es gibt Mitglieder, die anderen Mitgliedern den Einsatz für die eben erwähnten Werte pauschal absprechen und nicht ansatzweise den Versuch unternommen haben, den Menschen zu sehen. Auch ich habe Polizeigewalt erlebt und zwar in unterschiedlichen Formen, aber ich habe auch Anarchie erlebt und kann mir eine Welt ohne Polizei nicht vorstellen. Polizeigewalt können und werden wir nicht akzeptieren. Zu oft werden die Grundrechte von Fans auf den bloßen Verdacht hin außer Kraft gesetzt. Das ist nicht hinnehmbar. Oke Göttlich hat das in den vergangenen Monaten oft zum Thema gemacht und das wird auch weiterhin passieren müssen“, so Sturm, der einige Wort direkt an Carsten richtete. „Lieber Carsten, ich bin froh, dass Du an meiner Seite bist. Ohne Dich wäre weniger Spaß und vieles noch immer nicht erreicht“, so Sturm, der sich auch bei Verena Gedler, Kerstin Schomburg, Axel Micheel und Peter Maul für die „tolle Zusammenarbeit im Amateurvorstand“ bedankte.

Anschließend erklärte der Vorsitzende des Amateurvorstandes, der nicht viel später von der Mitgliederversammlung für das abgelaufene Geschäftsjahr entlastet wurde, dass in den vergangenen Jahres vieles getan wurde, um die Strukturen für den Breiten- und Leistungssport der Sporttreibenden Abteilungen zu verbessern. Einiges sei bereits erreicht worden, es bleibe aber auch noch viel zu tun. „Einen großen Hemmschuh wollen wir in den kommenden Monaten beseitigen. Zurzeit erfolgt die Mitgliederverwaltung noch mit einer Software, die dafür nicht geschaffen wurde und nur mit vielen Krücken und Workarounds halbwegs nutzbar ist. In diesem Jahr haben wir den Auswahlprozess für eine neue Software durchgeführt und nun ein Programm ausgewählt, mit dem wir zukünftig in der Lage sind, einen Großverein wie den unseren effizient zu organisieren. Ich bin froh, dass das Präsidium die Notwendigkeit des Software-Austausches anerkannt hat und den Einführungsprozess zusammen mit uns, dem Amateurvorstand, voranbringt. Dies ist nur ein Beispiel für die gute Zusammenarbeit zwischen dem Präsidium und dem Amateurvorstand“, betonte Sturm, der sich anschließend beim Präsidium für das vertrauensvolle Miteinander bedankte und ein Sonderlob an Heike Becker aus der Mitgliederverwaltung für die Unterstützung und Zusammenarbeit verteilte.

Hinsichtlich der neuen Software sollen laut Sturm im ersten Quartal 2023 zunächst die Funktionsträger*innen der Abteilungen eingewiesen, im zweiten Quartal sollen dann die Mitglieder über die Nutzung der neuen Software unterrichtet werden. „Das Ganze ist zwar keine Raumfahrt, aber für uns doch ein großer Schritt“, so Sturm, der abschließend davon berichtete, dass sich momentan eine Arbeitsgruppe der Sporttreibenden Abteilungen und des Amateurvorstands mit den Finanzstrukturen der Abteilungen beschäftigt. Inhaltlich geht es darum, die Solidarität der Abteilung untereinander neu aufstellen und die vorhandenen Mittel im Breitensport so zu verteilen, dass damit ein Maximum für den Breiten-, bzw. Leistungssport der Sporttreibenden Abteilungen erzielt werden kann.

Abschließend bezeichnete Sturm den FC St. Pauli als großartigen Verein und fügte hinzu: „Wir sagen uns oft, wir sind die Guten. Und das stimmt natürlich auch! Aber das reicht nicht, wir müssen besser werden. Nur so können wir erhalten, was wir bisher erreicht haben. Lasst uns zusammen die Lösungen entwickeln, die es braucht, um unsere Werte voranzubringen. Wir dürfen uns nicht auseinanderdividieren lassen. Sucht den Austausch mit Gremien und Gruppen, mit denen Ihr weniger Kontakt habt. Lasst uns den Zusammenhalt stärken und die anderen verstehen. Auch wir in den Sporttreibenden Abteilungen müssen diesen Weg wieder stärker gehen. Ich freue mich auf die künftige Zusammenarbeit.“

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Bericht des AFM-Vorstands

Die AFM-Abteilungsleitung kündigte nach dem Bericht von Jörn Sturm kurzfristig an, auf den Bericht zu verzichten.

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Bericht des Ehrenrats

Für den Ehrenrat gedachte Manfred Heinzinger zunächst dem im März verstorbenen Ehrenmitglied Günther Merckel, der seit 2005 im Ehrenrat tätig und bereits seit 1948 Vereinsmitglied war. „Es gibt nur noch drei lebende Mitglieder, die auf eine längere Mitgliedschaft zurückblicken können. Wenn jemand über 73 Jahre dem Verein angehört, dann hat die- oder derjenige die verschiedensten Epochen unseres Clubs miterlebt.  Günther war ein wandelndes Buch, welches wir aufschlagen konnten, wenn es um Personen oder Ereignisse der FCSP-Geschichte ging. Dieses Wissen ging uns jetzt verloren. Er war in verschiedenen Funktionen im Fußballjugendbereich tätig, hat selbst noch als Supersenior gegen den Ball getreten. Ein St. Paulianer durch und durch, ein immer ruhiger, sachlicher Kollege mit Schalk im Nacken. Wir werden ihn vermissen“, so Heinzinger, der sich anschließend bei dem aus dem Ehrenrat ausscheidenden Winfried von Rutkowski, der aus gesundheitlichen Gründen nicht anwesend sein konnte, bedankte. „Danke für zehn Jahre Ehrenratstätigkeit! Winnie hat hier als Junge im Verein bereits Fußball gespielt und seinem Idol Harald Stender nachgeeifert. Nach einer abwechslungsreichen beruflichen Laufbahn wurde er als Rentner wieder Mitglied im Club. Innerhalb der AFM-Ü50 mischte er fleißig mit, machte an vielen Orten außerhalb der Vereins Werbung für die Altliga und warb so manche Spende ein. Dafür bekam er 2011 die Silberne Leistungsnadel verliehen. Gewöhnlich ehren wir Organmitglieder erst ein Jahr nach ihrem Ausscheiden. Aufgrund seiner angeschlagenen Gesundheit möchten wir ihn heute schon mit der Goldenen Leistungsnadel für sein Wirken im Ehrenrat auszeichnen.“

In der Folge sprach Heinzinger über die aufgrund der zahlenmäßige Unterzahl nicht immer einfache Arbeit des Ehrenrats und berichtete, dass dieser im vergangenen Jahr das eine oder andere Mal bei internen Konflikten beratend zur Seite gestanden hatte. In einem Fall musste laut Heinzinger eine wegen Störung des Abteilungsfriedens getroffene Maßnahme für einen gewissen Zeitraum durch den Ehrenrat sanktioniert werden. „Ziel war es aber schließlich, ein weiteres gemeinsames Abteilungsleben zu gewährleisten. Durch diverse Gespräche hoffen wir, dazu beigetragen zu haben“, so Heinzinger.

Im letzten Jahr hatte der Ehrenrat bereits berichtet, bei Verletzungen der Leitlinien durch Mitglieder des Vereins einzugreifen, sofern er die Möglichkeit als gegeben sieht. In einem Fall von 'Hate Speech' im Internet sei dies dem Ehrenrat gelungen. „Das betroffene Mitglied musste sogar einen Weg von 100 Kilometern Anfahrt in Kauf nehmen, um uns seine Motivation für diesen Verstoß persönlich darzulegen. Wir haben ihn in diesem Gespräch unmissverständlich mitgeteilt, was die Werte dieses Vereins sind, und dass er diese ihn Zukunft zu beachten hat“, berichtete Heinzinger, der sich anschließend über die Vielzahl an Bewerbungen für ein Amt im Ehrenrat freute. „Offensichtlich besteht ein reges Interesse an unserem 'Job', soviele Bewerber*innen gab es bei einer Ehrenratswahl noch nie. Ohnehin waren es in den letzten 30 Jahren, die ich dem Gremium angehöre, nur insgesamt zwölf Mitglieder, die dieses Amt ausübten, darunter nur zwei Frauen. Wir sind gespannt, wie sich der Ehrenrat nach der später stattfindenden Wahl zusammensetzen wird. Eine Verjüngung wird in jedem Fall eintreten.“ Zum Abschluss seines Berichts für den Ehrenrat wollte Heinzinger den Mitgliedern dann nicht vorenthalten, dass der Ehrenrat im Jahr 2022 über 3.700 Glückwunschschreiben verschickt hat.

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Bericht der Kassenprüfer*innen

Für das abgelaufene Geschäftsjahr 2021/22 haben Gabriela Sadzik und Armin Koch, die den Bericht der Kassenprüfer*innen gemeinsam hielten, gemäß §33 der Satzung des Vereins im November 2022 ihre Prüfung durchgeführt. Im Rahmen dieser Prüfung haben sich die beiden einen Überblick über Vermögens-, Finanz- und Liquiditätslage des Vereins und seiner Tochtergesellschaften im Geschäftsjahr 2021/22 verschafft und eine materielle Prüfung der Erträge und Aufwendungen des Vereins und seiner Tochtergesellschaften, inklusive einer stichprobenartigen Belegprüfung vorgenommen. Zudem haben sich Sazdik und Koch ein Bild über die Finanzplanung des Vereins gemacht - in Ergänzung zur materiellen Prüfung der Unterlagen haben sie zur Klärung von Fragen Gespräche mit einigen Mitarbeiter*innen des Finanzbereichs und der Geschäftsführung geführt.

„Unser Gesamteindruck des Zustands des Rechnungswesens des Vereins und seiner Tochtergesellschaften ist positiv“, erklärte Sadzik, die hinzufügte: „Buchhaltung und Controlling machen einen klar gegliederten, übersichtlichen und ordentlichen Eindruck. Unsere Fragen nach Unterlagen sowie Erklärungen zu vorliegenden Informationen wurden ausführlich und zu unserer vollen Zufriedenheit beantwortet. Insgesamt halten wir den FC St. Pauli in Bezug auf sein Finanz- und Rechnungswesen für gut aufgestellt. In diesem Zusammenhang möchten wir besonders positiv herausstellen, dass im Verlaufe des Geschäftsjahres 2021/22 eine weitgehende Umstellung des Rechnungswesens auf eine digitale Plattform stattgefunden hat, was uns die materielle Prüfung der Rechnungen/Belege sehr erleichtert hat.“

Mit wenigen Ausnahmen einiger Abteilungen lagen laut Koch die Auszüge und Belege der Abteilungen bereits in digitaler Form vor und waren nach einem leicht zugängigen Ablagesystem archiviert. Der Abgleich zwischen Zahlungsvorgängen und Belegen sei somit deutlich einfacher als in den vergangenen Jahren gewesen. Koch berichtete weiter, dass die Buchhaltungen der Sporttreibenden Abteilungen sich insgesamt weiterhin „in einem sehr ordentlichen und nachvollziehbaren Zustand“ befinden und „die Belegqualität gut bis sehr gut“ sei. In einzelnen Fällen hätten abschließende Jahresberichte gefehlt, die laufenden Ein- und Ausgänge waren aber jeweils durchgängig nachvollziehbar. 

Die finanzielle Gesamtsituation des Vereins und seiner Tochtergesellschaften sei laut Koch im abgelaufenen Geschäftsjahr 2021/22 trotz aller widrigen äußeren Umstände, wie Ligaspiele mit reduzierter Zuschauer*innenzahl zu Beginn der Saison, weiterhin als „liquide und solide“ zu bezeichnen. Koch mahnte mit Blick auf die Zukunft aber „weiterhin zur Vorsicht“. Wie bereits im Vorjahr ausgeführt könne der Verein in seiner gegenwärtigen Struktur unter Liquiditätsgesichtspunkten immer dann in Schwierigkeiten geraten, wenn Erlöse/Gewinne aus dem wirtschaftlichen Betrieb dauerhaft nicht ausreichend seien sollten, um sowohl die daraus resultierende Steuerlast als auch die Unterdeckung aus dem ideellen Bereich des Vereins heraus zu kompensieren.

„In diesem Zusammenhang ist ein Szenario, in dem die Gewinne des wirtschaftlichen Geschäftsbetriebes einbrechen, sei es durch Einflüsse von außen wie Corona oder auch Abstieg der Lizenzmannschaft in die 3. Liga, die Verpflichtungen aus dem Lizenzspielerbereich aber, zumindest teilweise, stehen bleiben, nach wie vor nicht auszuschließen, so dass sich eine auch für den ideellen Bereich – sprich die Amateurabteilungen – eine problematische Situation einstellen könnte. Hier besteht weiterhin ein nicht auszuschließendes Risiko“, betonte Koch.

Zum Abschluss des Berichts bewertete Koch die Buchführung der Sportreibenden Abteilungen und des Vereins mit einer positiven Rechnungslegung und Kassenführung als sehr gut, ehe er sich bei allen Beteiligten bedankte, die bei der Vorbereitung und Bereitstellung der angefragten Unterlagen geholfen haben. Den Bericht schloss Koch mit der Empfehlung an den Aufsichtsrat ab, das Präsidium für das abgelaufene Geschäftsjahr zu entlasten, ab.

 

(hb)

Fotos: FC St. Pauli

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