Schwedler: „Wir müssen unseren Weg der Unabhängigkeit konsequent weitergehen“
Donnerstag, 23. November 2017, 20:45 Uhr
Bei der ordentlichen Mitgliederversammlung des FC St. Pauli blickte die Aufsichtsratsvorsitzende Sandra Schwedler am Donnerstagabend (23.11.) nicht nur auf das vergangene Jahr und die sportliche Entwicklung zurück. Sie blickte zudem auf die Arbeit im Nachwuchsleistungszentrum, betonte die Wichtigkeit des Fanladens und zeigte sich zufrieden mit der Arbeit des Präsidiums.
„Eine bewegende Saison liegt hinter uns. Eine, die uns all viel Kraft gekostet hat“, begann Sandra Schwedler ihre Rede. Unsere Aufsichtsratsvorsitzende fügte hinzu: „Mit dem Klassenerhalt, der deutlich früher als befürchtet sicher war, ist von uns allen eine große Last abgefallen.“ Die abschließende Platzierung bezeichnete sie als großen Erfolg, zu dem auch Andreas Rettig beigetragen hat. „Wir danken Dir sehr für den zusätzlichen Einsatz als Sportdirektor in dieser Zeit!“ Mit Blick auf die laufende Saison, in der es diverse Rückschläge durch Verletzungen gegeben hat, habe sich die Mannschaft von Olaf Janßen „als Team erwiesen“. So könne Schwedler beruhigt auf die Tabelle und die Arbeit von Janßen und seinem Team schauen.
Auch die Arbeit im Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) unter der Leitung von Roger Stilz lobte Schwedler. „Mit seinem Team hat er in den vergangenen Monaten viele Optimierungen angestoßen und diese bereits erfolgreich durchgeführt.“ Optimistisch zeigte sich Schwedler trotz der gewachsenen Anforderungen hinsichtlich der Lizensierung des NLZ, sie betonte jedoch: „Es gibt im unteren Jugendleistungsbereich, gerade infrastrukturell, viel zu tun. In der Ausbildung dieser Jungs liegt der Schlüssel für den zukünftigen, langfristigen Erfolg unseres Vereins. Mit dieser bewussten Entscheidung sind natürlich auch entsprechende Investitionen verbunden.“ Großen Dank sprach Schwedler sowohl dem langjährigen pädagogischen NLZ-Leiter Claus Teister als auch dem langjährigen Organisatorischen NLZ-Leiter Alexander Bachmann aus. „Ihr habt das Nachwuchsleistungszentrum viele Jahre an entscheidenden Stellen geprägt. Vielen Dank für Eure Arbeit und für Euer Herzblut, das Ihr all die Jahre habt einfließen lassen.“
„Wir glauben an das Vereinsmodell und die damit einhergehende Verantwortung.“
Nachdem unsere Aufsichtsratsvorsitzende den Bereich Sport hinter sich gelassen hatte, widmete sie sich dem Thema Finanzen. Zunächst freute sie sich über die insgesamt gute wirtschaftliche Lage des Vereins, der hinsichtlich der Liquidität solide aufgestellt sei. Dennoch stellte Schwedler fest: „Die größer werdende Schere, bedingt durch die Verteilung der Gelder durch die mediale Verwertung, erhöht den Druck auf andere Clubs, atypische Beschaffungsmaßnahmen finanzieller Mittel zu ergreifen.“
Die Aufsichtsratsvorsitzende führte fort: „So steigt die Anzahl der Vereine, die sich durch Ausgliederung zusätzliches Geld von Investoren erhoffen. Sollte in Zukunft, wie von allen erwartet, die 50+1-Regel fallen, wird dieser Effekt noch verstärkt. Wir glauben an das Vereinsmodell und die damit einhergehende Verantwortung. Deswegen müssen wir in den nächsten Jahren unseren Weg der Unabhängigkeit konsequent weitergehen, aber auch neue Ideen erarbeiten, um langfristig weiterhin eine bedeutende Rolle im Profifußball zu spielen.“
Generell habe sich beim FC St. Pauli in den letzten Monaten viel getan, so Schwedler, die dabei auch den Bereich CSR, dessen fehlenden Konzept der Aufsichtsrat im Vorjahr noch angemahnt hatte, benannte. „Stück für Stück wurden intern verschiedene Themen angegangen, so wurde die sehr wichtige Inklusionsstelle ausgeschrieben, wenngleich sie noch nicht besetzt werden konnte“, erklärte die Aufsichtsratsvorsitzende, die sich sehr erfreut über die vielen Erfolge der verschiedenen sporttreibenden Abteilungen zeigte.
„Wir ziehen insgesamt ein sehr positives Fazit von der Arbeit des Präsidiums und der Zusammenarbeit zwischen den Gremien“
Als erfreulich bezeichnete Schwedler im Namen des Aufsichtsrats den Einsatz des Präsidiums für mehr Sporthallen und Sportstätten. Hinsichtlich der „Bunkeraufstockung“ stellte sie jedoch klar, „dass dies weder der richtige Ort noch die geeigneten Rahmenbedingungen für eine Halle sind“.
Die neu geschaffene halbe Stelle im Fanladen begrüßte Schwedler außerordentlich. Hinsichtlich der wichtigen Arbeit des Fanladens appellierte sie an das Präsidium und die Geschäftsstelle. „Er ist seit 27 Jahren Dreh- und Angelpunkt unserer Fanbasis. Der Fanbasis, ohne die der Verein in der heutigen Form undenkbar wäre. Überall wird der Abbau von sozialer und sozialpädagogischer Arbeit vorangetrieben – und von uns vielfach kritisiert. Daher sollten gerade wir als gutes Beispiel vorangehen und diese Institution unserer Fanszene stärken. Die Wichtigkeit und Intensität ihrer Arbeit verdient unsere Unterstützung und unsere Wertschätzung.“ Der direkte und regelmäßige Austausch zwischen Fanszene und Verein müsse fortgeführt werden, so Schwedler weiter.
„Wir ziehen insgesamt ein sehr positives Fazit von der Arbeit des Präsidiums und der Zusammenarbeit zwischen den Gremien“, erklärte Schwedler mit Blick auf das vergangene Jahr. Der Bitte des Aufsichtsrats, zurückzutreten um erneut zu kandidieren, sei das Präsidium nachgekommen. Dies sei der richtige, zukunftsgerichtete Schritt für den Verein, so Schwedler, die abschließend einen Dank aussprach: „Vielen Dank an dieser Stelle noch einmal an Tom Happe und Reinher Karl für die in den letzten Jahren geleistete Arbeit. Diese war nicht immr sichtbar, nicht im Rampenlicht, aber sehr wertvoll und wichtig für die Entwicklung unseres Vereins.“
(hb)
Foto: Witters