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"Beiden Teams ist bewusst, was auf dem Spiel steht" - Armine Yabo im Interview

538 unfassbar lange Tage konnte Reinhold Yabo, "Ray" genannt, wegen einer Knieverletzung nicht Fußball spielen. Nun will die Leihgabe Arminia Bielefeld dabei helfen, in der Rückrunde den Klassenerhalt zu schaffen. Wir haben mit dem Mittelfeldspieler über das Spiel am Sonntag und alte Bekannte gesprochen.

Moin Ray, das letzte Mal haben wir im Dezember 2013 für unser Stadionheft miteinander gesprochen. Seitdem ist eine halbe Ewigkeit vergangen – zumindest für Fußballverhältnisse. Du hast viel erlebt, unter anderem die Relegation mit dem KSC und eine langwierige Verletzung. Wie bewertest Du die Zeit rückblickend?

Es war eine sehr herausfordernde Zeit. Die Verletzung, die Relegation - alles sehr, sehr bittere Momente. Aber ich bin wieder gesund, dass ist das, was zählt, und dass ich wieder in den Rhythmus hineinkomme. Die Zeit hat mich auf jeden Fall in der Persönlichkeit reifen lassen.

Und wie verarbeitest Du solche Rückschläge?

Ich hatte kein Patentrezept, wie ich damit umgehe. Besonders die Verletzung kam ja auch sehr überraschend. Damit hat keiner gerechnet, besonders auch nicht damit, dass die dann so langwierig wird. Oh Gott, wenn ich daran zurückdenke. Aber meine Familie ist natürlich dagewesen für mich, die hat mich in allen Dingen unterstützt. Es ist gut, dass man eine Familie und Menschen hat, die zu einem stehen, auch wenn es gerade mal nicht so gut läuft. Und ich glaube, dass ist gerade im schnelllebigen Fußballgeschäft keine Selbstverständlichkeit mehr. Auch der Glaube, der in dieser schweren Zeit auch erschüttert worden ist, war letztendlich eine tragende Kraft für mich, um da durchzukommen.

Hast Du jemals ans „Aufgeben“ gedacht?

Auf keinen Fall! Die Frage habe ich auch schon oft gehört, aber daran habe ich noch nie gedacht. Jetzt vor kurzem bin ich 25 geworden und zu der Zeit war ich dann ja noch jünger und da war noch nicht ans Aufhören zu denken. 

Du bist auf Leihbasis vom österreichischen Meister Salzburg zur Rückrunde zu Arminia Bielefeld. Der Start verlief mit zwei Torvorlagen vielversprechend. Hast Du Deinen Platz im Team schon gefunden?

Ich sag es mal so: Ich bin auf dem Weg, ihn besser zu finden, ihn besser auszuführen. Ich bin ja noch nicht so lange hier und man merkt es natürlich, wenn man zu einem neuen Verein kommt, dass einige Abläufe noch unbekannt sind und Strukturen dann noch nicht so funktionieren, wie man das vielleicht gewohnt war. Doch mit jeder Woche und mit jedem Spiel wird man mit den Abläufen vertrauter. 

Zur Arminia und dem FC St. Pauli dürfte Dir auch Marc Rzatkowski einiges erzählt haben...

Das war mein ehemaliger Zimmerkollege. Das ist ein super Kerl, ein echt fantastischer Kerl und er hat mir natürlich von seiner Zeit bei St. Pauli und natürlich auch von Arminia Bielefeld erzählt. Er war auch jemand, mit dem ich bezüglich der Ausleihe gesprochen habe. Marc hat von beiden Vereinen in höchsten Tönen gesprochen und dass er dort jeweils eine intensive und schöne Zeit erlebt hat. Von daher war das auch nochmal ein Impuls für mich, dass ich mich auf Arminia zusätzlich freuen konnte. 

Apropos: Du triffst erneut auf Deine früheren U-17 Teamkollegen Lennart Thy und Christopher Buchtmann, mit denen Du Europameister geworden bist. Freust Du Dich auf das Wiedersehen?

Ja, klar. Gerade Buchti und Lennart sind zwei super Jungs, mit denen ich auch viel in der Nationalmannschaft zu tun hatte. Mit Buchti war ich dann auch in Köln. Und ja, man wird zwar älter, aber wenn man sich dann auf dem Platz gegenübersteht, dann ist das immer besonders.

Hattest Du Kontakt zu einem der beiden vor diesem brisanten Spiel?

Einen flüchtigen Kontakt gab es. Alleine schon dadurch, dass mir Lennart zum Geburtstag gratuliert hat. Buchti hat es vergessen (lacht). Ich kann mir schon vorstellen, dass Lennart mich fragen wird, auf welcher Position ich spielen werde. Das hat er bei vorherigen Aufeinandertreffen schon öfter gemacht. Ob ich diese Frage vor Sonntag beantworte, ist eine andere Sache…

Für beide Mannschaften zählt jeder Punkt im Abstiegskampf. Wie geht man mit diesem Druck um?

Ich glaube, jeder geht anders mit Druck um. Wir wissen als Mannschaft, dass dieses Spiel richtungsweisend sein kann, aber auch nicht muss. Gegen einen direkten Konkurrenten zu gewinnen macht schon immer sehr viel aus. Das gilt für beide Mannschaften. St. Pauli hat jetzt ja auch eine gute Phase gehabt. Für uns ist es einfach wichtig, dass wir an die Leistung aus dem Spiel gegen 1860 München anknüpfen und hier in der SchücoArena zeigen, dass wir der Herr im Haus sind. Ich glaube, beiden Teams ist bewusst, was auf dem Spiel steht.

Was ist das Erfolgsrezept für ein Spiel wie dieses? Auf was wird es am Sonntag ankommen?

Das kann man so pauschal nicht beantworten. Es gibt viele Faktoren, die das Spiel entscheiden können. Zum Beispiel Standards, dass man die zweiten Bälle für sich entscheidet, im Zweikampf präsent ist und dann einfach spielerisch den Ton angibt. Ein Erfolgsrezept gibt es also nicht, sondern es ist eine Mischung aus verschieden Faktoren. Die Mannschaft, die es dann an dem Tag schafft, es besser zu transportieren, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch den Sieg einfahren. Das ist keine Garantie, aber die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch.  

Noch eine Frage zum Schluss: Was machen Deine Ambitionen als Regisseur. Wann dürfen wir mit dem ersten Kinofilm rechnen?

Als Regisseur? Wie kommt es denn zu dieser Frage? (lacht) Filmen interessiert mich auch, wie so einiges. Regie wird es dann, glaube ich, eher nicht. Dann übernehme ich eher die Produzentenrolle. Aber wenn sich so etwas ergeben würde, wäre ich natürlich dabei.

Danke für das Gespräch, Ray!

 

(jk/jka)

Fotos: DFL

 

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