"Es passt einfach" - Bochums Patrick Fabian im Gespräch
Sonnabend, 20. Mai 2017, 10:00 Uhr
Für Bochums Kapitän schließt sich am 34. Spieltag ein Kreis. Nach seinem Kreuzbandriss am Millerntor in der Saison 2015/16 bestritt das Bochumer Urgestein kein Heimspiel mehr für seinen VfL. Am Sonntag (21.5.) ist es endlich soweit. Wir sprachen mit dem 29-Jähirgen über seine Verbundenheit zum VfL, seine Tierliebe und Amt als Hochsee- und Binnenkapitän.
Moin Patrick, wenn Du Bochum mit einem Zitat aus dem Herbert-Grönemeyer-Song „Bochum“ beschreiben müsstest. Welches wäre das?
Die erste Zeile, auf jeden Fall! Vor allem, dass es hier viel besser ist, als man glaubt. Das kann ich zu einhundert Prozent unterschreiben.
Du kennst nichts anderes als den VfL. Wie kommt es, dass ein Fußballer in der heutigen Zeit von der Jugend an bei einem Verein bleibt?
Tja, wie kommt es? Vom juristischen Standpunkt aus, indem beide Seiten den Vertrag immer wieder verlängern. (lacht) Es passt einfach, die Verbindung VfL und Patrick Fabian. Und ich sehe es keineswegs als Makel an, dass ich „nur“ einen Verein kenne. Im Gegenteil: Ich bin stolz darauf!
Konntest Du bereits in der Jugend beim VfL erahnen, dass Du irgendwann den VfL Bochum als Kapitän aufs Feld führen würdest?
Ich bin dran gewöhnt. Schließlich habe ich schon die C-Jugend, anschließend die B-Jugend, dann die A-Jugend und danach auch die U23 als Kapitän aufs Feld geführt. (grinst) Ich überlege schon, ob ich noch das Kapitänspatent für Hochsee- oder Binnenschiffe dranhängen soll… Im Ernst: Das war und ist immer eine hohe Auszeichnung und signalisiert die Wertschätzung, die mir die Verantwortlichen entgegengebracht haben bzw. bringen.
Der VfL hat den durchschnittlich jüngsten Kader der Liga. Worauf kommt es da für Dich als Kapitän insbesondere an?
Man ist Ansprechpartner und Vorbild zugleich. Ich habe immer ein offenes Ohr für die Belange der Jungs, bin aber auch einer der Ersten, die die „Überflieger“ wieder auf den Boden der Tatsachen holen, wenn ich den Eindruck habe, dass sie überdrehen.
Fußballprofi, Kapitän, Tierrechtler und ein abgeschlossenes Fernstudium im Fach Wirtschaft. Kann man Dich klonen?
Ich bin kein Fan der Klonforschung, insofern würde ich das rundweg ablehnen. (grinst)
Spaß beiseite. Du setzt Dich enorm für die Rechte von Tieren ein. Wie bist Du dazu gekommen?
Im Prinzip durch meinen ersten Hund. Den habe ich über eine Tierschutzorganisation aus Zypern geholt. Danach war ich für die Thematik sensibilisiert und habe viele Kontakte geknüpft und viel von den Problemen mitbekommen. Da sieht man Dinge, vor denen man vorher die Augen verschlossen hat. So ist aus dem „Hundethema“ ein Feld geworden, das mittlerweile den kompletten Tierschutz abdeckt. Mein Rudel zuhause ist inzwischen auch schon angewachsen: Drei Hunde, der „Zyprer“ hat noch Zuwachs aus Ungarn und Rumänien erhalten. Sie verstehen sich blendend! (lacht) Wer Interesse hat: Einfach mal bei „People & Animals United“ (PAU) vorbeischauen, unter www.pau.care gibt’s alle Infos. Das war der Werbeblock… (lacht)
War Dein Studium bei Deinen häufigen Verletzungen auch einen Art Sicherheit, falls es nicht mehr weitergeht mit der Profi-Karriere, oder eher eine willkommene Abwechslung für den Kopf?
Mittlerweile stimmt beides. Anfangs brauchte ich die Abwechslung zum Fußball, den Blick über den Tellerrand. Ich habe mich nie nur als Fußballer definiert, sondern war immer schon an anderen Aspekten des Lebens interessiert.
Mit ein wenig Phantasie schließt sich morgen ein Kreis. Du bestreitest Dein erstes Heimspiel seit Deinem Kreuzbandriss am Millerntor. Auf was freust Du Dich am meisten?
Auf ein geiles Spiel in geiler Atmosphäre! Für mich ist es natürlich ein besonders emotionaler Moment, weil ich in allen Phasen meiner Verletzungshistorie die Unterstützung der Fans gespürt habe.
4.400 St. Paulianer kommen an die Castroper Straße. Auch im restlichen Stadion wird es mit Sicherheit voll. Dürfen wir auf ein rauschendes Fest hoffen?
Davon ist auszugehen. Allerdings wollen wir dafür sorgen, dass die St. Pauli-Fans nicht ganz so glücklich nach Hause gehen wie die VfL-Anhänger. Was aber der Stimmung insgesamt wohl keinen Abbruch tut.
(lf)
Foto: DFL