"Wir arbeiten daran, mehr richtige als falsche Entscheidungen zu treffen"
Donnerstag, 21. Juli 2022, 11:15 Uhr
Das erste Auswärtsspiel der Saison steht an. Am späten Sonnabend (23.7., 20:30 Uhr) gastiert der FC St. Pauli bei Hannover 96. Vor der Partie bei den Niedersachsen nahm sich Cheftrainer Timo Schultz viel Zeit für die Fragen der Medienvertreter*innen und sprach dabei u.a. über...
...die personelle Situation: "Sören Ahlers ist wieder voll im Training und wird in Hannover auch auf der Bank sitzen, wenn er die letzten beiden Einheiten voll mitmachen kann. Zudem ist Marcel Beifus wieder entsperrt. Alle anderen Spieler sind genauso fit wie zum Spiel gegen Nürnberg. Bei David Nemeth und Etienne Amenyido habe ich die leise Hoffnung, dass sie nächste Woche auch wieder an den Ball kommen und so den nächsten Schritt Richtung Mannschaftstraining gehen können."
...die Verletzung von Co-Trainer Loïc Favé: "Es sah im ersten Moment deutlich schlimmer ist, als es dann hoffentlich auch ist. Er hat sich eine Muskelverletzung in der Wade zugezogen. Ich habe schon gescherzt, besser er als die Spieler (schmunzelt). Ich gehe davon aus, dass er ein paar Tage Probleme haben wird, danach aber normal wieder den Trainingsbetrieb leiten kann. Jetzt wird er aber erstmal durch die Gegend humpeln und noch Schmerzen haben. Andere Co-Trainer hat es vor Wochen ja auch erwischt und sind mit einem dicken Schuh rumgerannt. Ich bin der Einzige, der standfest ist (lacht und klopft drei Mal auf den Tisch)."
...den kurz vor dem Nürnberg-Spiel verpflichteten Betim Fazliji: "Ich habe ihn erstmal als sehr angenehmen Menschen und tollen Spieler mit richtig Qualität am Ball kennengelernt. Er hat in der Woche genau das auf den Platz gebracht, was wir uns von ihm versprochen haben. Die Ambition, von Anfang an zu spielen, sollte er auf jeden Fall haben. In der zentralen Defensive kann er alle Positionen sehr gut ausfüllen, den größten Bedarf hätten wir momentan in der Innenverteidigung. Gerade im Spiel mit dem Ball ist er richtig gut, auch sein direkter Punch im Zweikampf ist hervorragend."
...das Offensivspiel und Stürmertore: "Wir spielen meistens mit drei Spielern vorne im Zentrum, die sehr eng beieinander sind. Wir spielen vorne sehr flexibel, was für den Gegner manchmal nicht ganz so leicht auszurechnen ist. Ich werde nicht anfangen, die Stürmer an Toren zu messen. Es geht um die Art und Weise, wie sie sowohl mit als auch gegen den Ball für die Mannschaft arbeiten. Das ist für uns das alles Entscheidende. Wer am Ende die Tore schießt, ist nicht ganz so wichtig. Jeder Trainer hat natürlich gerne Stürmer, die treffen. Was die Feinabstimmung ganz vorne angeht, können wir noch unsere Schritte gehen. Ich habe aber auch schon viele Sachen gesehen, die gut waren. Defensiv haben sie es schon ganz gut gemacht."
...die Abstimmungsprobleme zwischen Dennis Smarsch und Jakov Medić: "Die Szenen haben wir uns natürlich angesehen. Wir analysieren immer das komplette Spiel und da gehören die Chancen des Gegners auch dazu. Zum einen hat Nürnberg die Bälle teilweise auch sehr gut gespielt, sodass es zwischen Dennis und Jakov zu 50-50-Situationen gekommen ist, die wir besser hätten lösen können - mit einer besseren Kommunikation oder auch besseren Zuständigkeiten bei den Abläufen. Sowas passiert im Spiel, das ist eine Dynamik, da werden Entscheidungen getroffen. Manchmal sind sie richtig, manchmal sind sie falsch. Wir arbeiten daran, mehr richtige als falsche Entscheidungen zu treffen."
...die beiden Niederlagen gegen Hannover in der Vorsaison: "Gerade das Rückspiel mit den beiden verschossenen Elfmetern war schon kurios. Es war ein Tag, an dem wir noch ne Stunde hätten spielen können und wir hätten kein Tor geschossen. Jetzt haben wir eine neue Saison und Hannover hat eine neue Mannschaft und einen neuen Trainer. Das kann man nicht mehr miteinander vergleichen. Ich erinnere mich lieber an das Jahr davor, wo wir den Bock in Hannover umstoßen konnten. Das sind Sachen, die man sich ins Gedächtnis zurückrufen sollte. Wir wissen, dass sie eine gute Mannschaft haben, die vielleicht noch nicht zu 100 Prozent eingespielt ist. Es ist wird ein 50-50-Spiel, das wir mit einer guten Leistung auf unsere Seite ziehen wollen."
...Gegner Hannover 96: "Wir haben die Bilder vom Spiel in Kaiserslautern gesehen und die waren sehr aufschlussreich für uns, um zu schauen, wie man es angehen kann. Sie haben eine sehr spielstarke Mannschaft. Die Art und Weise, wie Stefan Leitl in Fürth hat spielen lassen, versucht er auch auf Hannover zu übertragen. Je mehr Spiele sie machen, umso mehr werden sie es drin haben. Wenn sie erst einmal eingespielt sind, wird es noch schwerer gegen sie. Für uns ist es wichtig, den Fokus weiter auf uns zu lassen. Damit sind wir immer gut gefahren. Wir haben gegen Nürnberg viele Sachen gut gemacht, haben aber auch einige verbesserungswürdige Sachen gesehen. Natürlich schauen wir, was Hannover an der einen oder anderen Stelle anbietet."
...Verbesserungsbedarf mit Blick auf das Spiel gegen Nürnberg: "Wir sind sehr dominant aufgetreten, trotzdem haben wir uns in der zweiten Halbzeit nicht genügend klare Torchancen herausgespielt. Da können wir uns noch verbessern, zudem haben wir es dem Gegner zu einfach gemacht, zu Torchancen zu kommen. Ohne die langen Bälle hinter unsere Kette hätte Nürnberg wahrscheinlich einen xG-Wert von 0,2 gehabt. Die Kompaktheit, die wir an den Tag gelegt haben, und wie wir nach unseren Auslösern nach vorne attackiert haben, war schon sehr gut. Trotzdem müssen und können wir auch da besser werden, im Laufe der Saison eine höhere Kompaktheit an den Tag zu legen."
...mögliche Veränderungen in der Startelf: "Wir haben ein paar gute Alternativen auf der Bank. Wenn man die Leistung, die Herangehensweise und das Ergebnis sieht, dann kann ich verraten, dass es nicht allzu viele Wechsel geben wird. Es gibt zwei, drei Positionen, die schon vor dem Nürnberg-Spiel umkämpft waren. Wir überlegen jetzt, was zu Hannover passt, wer gut drauf ist, gut trainiert und sich aufdrängt. Hundertprozentig klar auf allen elf Positionen sind wir noch nicht."
(hb)
Fotos: Witters