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"DIY und DIIY liegen nah beieinander"

Der FC St. Pauli und KitschKrieg machen gemeinsame Sache und bringen eine Kollabo-Kollektion raus, um den FCSP und KK in Form von Hoodie, Trikot, Cap, Schal und Wimpel auf die Straße und ins Wohnzimmer – denn selber machen geht auch gemeinsam.

Erstmals in Kontakt getreten ist man durch den Song "DIY" von Trettmann, der von KitschKrieg mitgeschrieben und produziert wurde und dem FC St. Pauli als Inspiration für die Marke "DIIY" diente: Nach dem Ausscheiden des ehemaligen Ausrüsters hatte der Verein entschieden, sein eigener Ausstatter zu werden. Man kennt sich allerdings schon länger, da KitschKrieg bereits im Mai 2019 die Kiezkicker auf ihrem Trip nach New York musikalisch begleitete. Kritische Anmerkungen zu einzelnen Feature-Gästen auf KitschKriegs und Trettmanns letzten Alben wurden immer mal wieder vorgebracht. Auch zu diesen Themen beziehen die drei Macher*innen Stellung.

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Wer ist KitschKrieg und wie habt Ihr zusammengefunden?

KitschKrieg sind °awhodat°, Fiji Kris und Fizzle. Wir haben uns in den Clubs der Republik vor 100 Jahren kennengelernt, uns aus den Augen verloren und dann 2015 in Berlin wiedergetroffen. Seitdem sind wir drei KitschKrieg – die Band mit Laptop, Laptop, Linse.

Wie entstand die Beziehung zwischen dem FC St. Pauli und KitschKrieg?

Der erste Vertrieb für unsere Musik war finetunes, dort haben wir Oke Göttlich kennengelernt, der unseren DIY-Spirit von Anfang verstanden und supportet hat. Wir erinnern uns noch gut, wie er uns einen kleinen Vorschuss gegeben hat, von dem wir einen Computer und eine Kamera kaufen konnten. Damit haben wir dann am Ende des Tages die "Toxic" EP mit Haiyti und die KK 1,2,3 EPs von Trettmann samt aller Videos gemacht. Wir haben immer den Kontakt gehalten. Als Oke dann plötzlich Präsident vom FC. St. Pauli war, haben wir uns natürlich sehr gefreut, als die Anfrage kam, ob wir die Mannschaft auf ihrem Trip nach New York begleiten wollten. Antwort: JA natürlich! Es war schön, mit dem Club um den Times Square herum unterwegs zu sein und im legendären Punkrockladen "Knitting Factory" für die Mannschaft und die Crew aufzulegen. Das war auch eins der schönsten Lineups in dem wir je stattgefunden haben – die kalifornischen Punkrock-Legenden Face To Face und KitschKrieg an einem Abend. Unvergesslich. Weiter ging es mit der Anfrage zur DIIY Aktion, die wir als DIY-Kollektiv natürlich geil fanden und sofort mit einem exklusiven Trettmann-Song unterstützt haben. Wir haben einfach einen sehr ähnlichen Spirit - cut the middleman, mach es einfach selber. Das bringt mehr fürs direkte Umfeld und die Sache an sich. Dauert manchmal länger, aber bringt hintenraus einfach mehr. Jobs für die Freunde, wertige und liebevollere Produkte. Einfach rundum besser. DIY und DIIY liegen eben nah beieinander, halt nur ein "I" mehr bei euch.

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Die FCSP-KitschKrieg-Kollektion ist ab sofort im Onlineshop sowie in den beiden Fanshops am Millerntor und auf der Reeperbahn erhältlich!

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Wie seid Ihr und Tretti mit den Vorwürfen in Hinblick auf eure Feature-Gäste im Rahmen der letzten zwei Alben umgegangen?

Das war hart und interessant zugleich. Wir haben so auch nicht damit gerechnet. Wie sich das Ganze entwickelt hat, war schon überraschend. Vor allem weil man klar für die richtige Sache einsteht. Nicht umsonst haben wir Songs wie "Stolpersteine" gemacht, den Tretti mit "Grauer Beton" beim dreißigjährigen Jubiläum des Mauerfalls am Brandenburger Tor performt hat. Auch sind wir beispielsweise beim #WirSindMehr gegen Fremdenhass in Chemnitz 2018 aufgetreten. Dass unsere Feature-Gäste dann woanders durch Rassismus, Sexismus, häusliche Gewalt oder Aluhutparolen auffallen, ist natürlich durch nichts zu entschuldigen. Man muss wahrscheinlich einfach davon ausgehen, dass es leider immer noch vorkommen kann, dass, wenn man mit mehr als 25 Künstlern kollaboriert, einige Fehler machen und Scheiße bauen. Wir sind mit allen direkt ins Gespräch gegangen, haben Konsequenzen gezogen, Zusammenarbeiten beendet oder nach Lösungen gesucht - persönlich, nicht öffentlich oder via Twitter und Instagram. Der Vorwurf, wir würden da nichts tun, trifft also nicht zu. Grundsätzlich betreffen diese Themen und Probleme die gesamte Gesellschaft. Da müssen wir alle ran und das kann man nicht von oben herab auf Hip-Hop oder Gangster Rap reduzieren.

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Wie ist Euer Blick auf das internationale Musikgeschäft, wo gerade im Hip-Hop immer noch Sexismus und Homophobie als Stilmittel genutzt werden?

Dazu muss man sagen, dass das viel weniger geworden ist und wenn sowas passiert, mittlerweile auch meist prompt eine breit gefächerte Reaktion erfolgt. Es gibt natürlich immer noch ein paar hängengebliebene, unverbesserliche Idioten, aber im Großen und Ganzen geht alles in die richtige Richtung. Wenn man sich die junge Generation von Rappern anguckt, ist das so gut wie kein Thema mehr und das ist extrem erfreulich. In Deutschland hat z.B. die Diskussion oder der "Beef" zwischen LGoony und Mc Bogy schön gezeigt, wie sich alles weiterentwickelt hat. International ist Hip-Hop inzwischen auch Lil Nas X, der alles wegräumt in Sachen Erfolg und Grenzen sprengt. Das entwickelt sich schon alles. Sind wir am Ziel? Nein, aber es geht deutlich in die richtige Richtung. Und auch hier gilt: Hip-Hop ist und war immer auch ein Abbild der Gesellschaft. Das ist kein Hip-Hop-Problem per se.

Was ist Euch wichtig an der Zusammenarbeit mit dem FCSP?

Wir haben den gleichen Spirit. DIY, neue Wege gehen, Sachen ausprobieren und was riskieren beim Selbermachen. Das war seit unserer ersten kleinen Zusammenarbeit beim "Friede dem Wellblech" Trettmann-Schal so und ist bei der jetzigen Kollabo auch so. Coole, gute Klamotten, die fair hergestellt wurden und für was stehen. Außerdem ist es schön, mit Menschen über viele Jahre zusammen was auf die Beine zu stellen und sich gegenseitig zu unterstützen. In diesem Sinne. Viel Erfolg für die neue Saison, wir drücken euch alle sechs Kitschkrieg-Daumen!

Fotos: KitschKrieg

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