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"Wir haben noch gescherzt: Euch werden wir nie los"

Für Justin Plautz und Bennet van den Berg ist unsere U23 die dritte gemeinsame Station. Im Sommer wechselte das Duo von den Sportfreunden Lotte nach Hamburg. Schon im Nachwuchs spielten beide gemeinsam bei Werder Bremen. Im Doppelinterview haben wir mit den beiden 22-Jährigen über ihren Wechsel ans Millerntor, ihre Zeit im Ausland und die aktuelle Lage in der U23 gesprochen.

 

Moin, Ihr beiden. Für Euch ist unsere U23 die dritte gemeinsame Station in Eurer Laufbahn. Könnt Ihr nicht ohneeinander?

Van den Berg: Justin macht es mir nach – oder andersrum (lacht). Nein, das ist schon eher Zufall. In Bremen bin ich dazugekommen, in Lotte wussten wir, dass wir dort beide in Gesprächen waren und bei St. Pauli war es dann ähnlich.

Dann wusstet Ihr vor Eurem Wechsel hier her schon von Euren jeweiligen Plänen?

Plautz: Ja, ich wusste es von Carsten Rothenbach, weil er mich nach Bennet gefragt hat. Ich habe Calle dann mein Feedback und meine Einschätzung gegeben und das erstmal für mich behalten…

Van den Berg:…du hast wirklich gar nichts gesagt.

Plautz: Genau, mir wurde das im Vertrauen erzählt. Ich habe dann nur schon mal versucht, Bennet den Verein und die Stadt schmackhaft zu machen.

Van den Berg: Und dann haben wir uns hier auf dem Parkplatz an der Kollau getroffen mit unseren Vätern, die sich mittlerweile auch gut kennen, und noch gescherzt: Euch werden wir nie los (lacht).

"Hier bist du jeden Tag unter Beobachtung und führst viele Gespräche."
Justin Plautz

Ihr versteht Euch offensichtlich auch neben dem Platz sehr gut. Sind aus Teamkollegen mittlerweile Freunde geworden?

Plautz: Ich würde schon sagen, dass sich eine gute Freundschaft entwickelt hat. Wenn man so lange zusammenspielt, dann verbringt man natürlich auch viel Zeit miteinander.

Van den Berg: Manchmal sieht man die Mitspieler auch häufiger als Freunde und Familie. Wir haben uns in Bremen schon gut verstanden. Deswegen waren wir froh, dass wir in Lotte und nun auch bei St. Pauli schon direkt eine Bezugsperson haben.

Das macht den Einstieg bestimmt einfacher.

Van den Berg: Genau, du hast gleich jemanden, mit dem du sprechen kannst und die Anfangszeit zusammen erlebst.

Ihr seid nun beide von einer Herrenmannschaft in eine Perspektivmannschaft gewechselt, die als Unterbau der Lizenzmannschaft fungiert. Eine bewusste Entscheidung?

Plautz: Mein Ziel war es, in die 3. Liga oder nochmal in eine U23-Mannschaft zu gehen. Hier bist du jeden Tag unter Beobachtung und führst viele Gespräche. Auf eine U23 wird nochmal anders geguckt – egal ob in- oder extern.

Van den Berg: Ich wollte nicht unbedingt in eine U23, weil St. Pauli aber ein sehr interessanter Verein ist, habe ich mir das hier angehört. Die Bedingungen hier haben mich überzeugt, weil wir auch die Trainings- und Spielphilosophie der Profis widerspiegeln und ich hier gute und lehrreiche Erfahrungen sammeln kann.

"Ich brauchte auch meine Zeit, um dort anzukommen."
Justin Plautz

Apropos gute und lehrreiche Erfahrungen: Ihr habt beide schon im Ausland gespielt. Du hast fünf Jahre im Nachwuchs von Twente Enschede gespielt, Bennet.

Van den Berg: Ich komme aus Bramsche, deswegen ist die Fahrt nach Enschede nicht weit gewesen. Mein Bruder, der zwei Jahre älter ist als ich, ist auch dorthin mitgekommen. Wir wurden jeden Tag abgeholt. Mein Vater ist Niederländer, deswegen habe ich niederländische Wurzeln. Auch wenn ich die Sprache erst dort gelernt habe, hatte ich also schon einen Bezug zum Land. Die Ausbildungsphilosophie hat mich dort überzeugt, es war eine sehr schöne Zeit.

Du warst schon im Herrenfußball als Du nach Haderslev zum dänischen Erstligisten SönderjyskE gewechselt bist, Justin.

Plautz: Das war damals ein Riesenschritt für mich. Ich brauchte auch meine Zeit, um dort anzukommen, habe aber viel für mich mitgenommen. Die Erfahrung war wirklich geil mit richtig starken Spielern, die teilweise schon international gespielt haben. Ich war mit 18 noch etwas grün hinter den Ohren und würde heute anders an die Sache herangehen. Das Land ist super schön, der Verein sehr strukturiert und die Leute haben mich herzlich aufgenommen – ich würde den Schritt immer wieder machen.

Bei unserer U23 habt Ihr Euch auch super eingelebt. Auch wenn die letzte Partie gegen Norderstedt verloren ging, zeigt die Formkurve klar nach oben. Was funktioniert im Moment besser als noch am Anfang?

Plautz: Wir bleiben mehr bei den Basics und spielen deutlich abgezockter. Die Kommunikation auf dem Platz ist viel besser und wir gehen besser in die Zweikämpfe. Gegen Weiche und Lübeck waren wir dem Gegner spielerisch überlegen und haben sie laufen lassen.

"Es wäre frustrierender gewesen, wenn ich vorher keine Chancen gehabt hätte."
Bennet van den Berg

Du hast kürzlich zum Ausgleich im kleinen Derby Dein erstes Tor für Braun und Weiß erzielt, Bennet. Euer Trainer Joachim Philipkowski sagte nach dem Spiel, dass er Dir den Treffer vom Herzen gönne. Wie erlösend war das Tor für Dich persönlich?

Van den Berg: Klar, als Stürmer ist es das Wichtigste und Schönste, Tore zu schießen. Es wäre frustrierender gewesen, wenn ich vorher keine Chancen gehabt hätte, so gab es aber immer wieder Situationen, in der ich der Mannschaft helfen konnte. Der Trainer hat auch häufiger mit mir darüber gesprochen. Ich bin einfach sehr glücklich, dass es dann auch gleich ein sehr wichtiges Tor war.

Justin ist gleich Kapitän Eurer Mannschaft geworden. Macht er das gut?

Van den Berg: Justin ist schon immer gerne vorweggegangen. In der Phase, in der es bei uns nicht so gut lief, war es wichtig, dass wir untereinander viel gesprochen haben. Wir haben immer gesagt, dass wir nie schlecht, sondern Kleinigkeiten entscheidend waren. Da ist es wichtig einen Kapitän zu haben, der so eine Situation kennt, die gab es in Lotte auch, und Tipps geben kann. Justin zum Kapitän zu wählen, ist daher sehr vernünftig.

Und was nimmst Du Dir selbst vor für ein Typ Kapitän zu sein, Justin?

Plautz: Ich nehme mir nicht irgendwas vor, sondern versuche mein Spiel durchzudrücken. Klar, ich schreie auch mal auf dem Platz rum, wenn mir was nicht passt. Ansonsten versuche ich aber eine Mischung aus Ruhepol und Lautstärke und Präsenz auszustrahlen.

Gibt es eine Stärke, um die Du Bennet beneidest?

Plautz: Ich hätte gerne seine körperliche Präsenz. Es ist für uns total wichtig vorne jemanden zu haben, der nur schwer vom Ball zu trennen ist und die Bälle festmacht. Sein Abschluss, mittlerweile auch mit links und mit rechts, ist auch super.

Und andersrum, Bennet?

Van den Berg: Natürlich den linken Fuß. Aber auch vieles von seiner Mentalität und Dynamik. Justin ist ein Spieler, der immer wieder seine Aktion nach vorne hat. Ich habe noch nie erlebt, dass er so viele Tore erzielt wie im Moment…

Plautz: …ich auch nicht (lacht).

Van den Berg: Wahrscheinlich beflügelt ihn die Binde ein bisschen. Er ist eine Maschine auf dem Platz, seine Zweikampfstärke und Athletik ist bemerkenswert.

Justin, Bennet – vielen Dank für das Gespräch!

 

(ms)

Foto: FC St. Pauli

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