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DFL zu 50+1: „Fußball wieder in den Mittelpunkt rücken“

Bereits seit Monaten ist über Vorschläge diskutiert worden, um die 50+1-Regel rechtssicher zu gestalten. Nun hat sich die Deutsche Fußball Liga (DFL) auf einen Vorschlag geeinigt. Der Präsident des FC St. Pauli, Oke Göttlich, spricht von einem Erfolg für die Mitbestimmung in Vereinen und einer wesentlichen Begrenzung der Einflussnahme durch Investoren.   

Im Ringen um eine vom Bundeskartellamt geforderte Änderung der verbandsinternen 50+1-Regel hat die DFL einen Vorschlag zur größeren Rechtssicherheit vorgelegt. Mit der Neufassung sollen die Clubs mit Ausnahmegenehmigung unter bestimmten Bedingungen zwar einen Bestandsschutz erhalten, aber keine weiteren Vereine diese Regelung nutzen können. Wie die DFL am Mittwoch (8.3.) mitteilte, habe das Präsidium einstimmig für diesen Vorschlag gestimmt.

Das Bundeskartellamt hatte eine Klärung im Hinblick auf drei Ausnahmen in der Bundesliga eingefordert. Der Präsident des Amts, Andreas Mundt, signalisierte bereits eine Zustimmung zu dem DFL-Vorschlag. Dieser könne „einen wichtigen Schritt zur Beendigung des Verfahrens darstellen“, sagte der Behördenchef in einer Mitteilung. "Nach unserer vorläufigen Einschätzung können die Beibehaltung der 50+1-Grundregel und die Streichung der Möglichkeit der Gewährung von Förderausnahmen geeignet sein, unsere kartellrechtlichen Bedenken auszuräumen.“

Das Kartellamt hatte die 50+1-Regel im Jahr 2021 als unbedenklich eingestuft, die Rolle der TSG 1899 Hoffenheim mit dem damaligen Mehrheitseigner Dietmar Hopp sowie der von Unternehmen gelenkten Clubs Bayer Leverkusen und VfL Wolfsburg kritisiert. 

Hoffenheim hatte vor Kurzem mitgeteilt, dass Hopp seine Stimmrechtsmehrheit ohne Entschädigung an den Mutterverein zurückgeben werde. Die TSG würde damit zur 50+1-Regel zurückkehren. Diese Rückübertragung ist jedoch noch nicht wirksam vollzogen.

Göttlich lobt Vorschlag der DFL als ersten Schritt

Der Präsident des FC St. Pauli sieht den von der DFL präsentierten Vorschlag als positiv an. Dies sei ein großer Erfolg für den Fußball in Deutschland: „Mit diesem Vorschlag stärkt die DFL die 50+1-Regelung. Dies ist ein starkes Zeichen für den Sport und gegen unregulierte Finanzgeschäfte.” Wichtig sei auch, dass der Bestandsschutz künftig nur noch unter bestimmten Voraussetzungen gewährt werde. Unter anderem muss dem Stammverein mindestens ein Sitz in den Gremien der für den Profifußball ausgegliederten Kapitalgesellschaften zur Verfügung gestellt werden.

Auch die Voraussetzungen bei der Mitgliederpartizipation und dem Vorteilsausgleich seien sehr wichtig, so Göttlich: „Die größere kartellrechtliche Sicherheit stärkt die Teilhabe der Menschen an ihren Vereinen - und rückt den Sport wieder stärker in den Mittelpunkt als die Suche nach der nächstbesten Umgehung, um schneller an Kapital zu gelangen.” Nun gelte es, auch weitere Umgehungstatbestände stets im Blick zu behalten und Verstöße gegen die 50+1-Regel eindeutig zu sanktionieren.

Göttlich dankte Andreas Rettig für dessen Einsatz, um eine Lösung in dem Klärungsverfahren zu finden und betonte die Bedeutung dieses Schritts, um demokratische Mitbestimmung in den Clubs zu stärken. Rettig und Göttlich hatten im Jahr 2018 gemeinsam als Vertreter des FC St. Pauli auf einer DFL-Mitgliederversammlung durch ein mehrheitliches Votum beantragt, 50+1 zu stärken. Dieser Schritt hatte das Verfahren eingeleitet. „Statt Clubs zu 100 Prozent und mit allen Stimmrechten an Investoren verkaufen zu können, wird mit der 50+1-Regelung in Deutschland ein anderer Weg fortgesetzt, um den viele Fans in Europa die Bundesliga beneiden“, sagte Göttlich. Zudem gelte diese Regelung auch als Vorlage für die jüngste Entscheidung der britischen Regierung, den uneingeschränkten Zufluss von Kapital zu überprüfen.

 

(pg)

Foto: FC St. Pauli

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