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KIEZBEBEN-Geschichten: Von kletternden Kaisern und wackelnden Dächern

Auf über 600 Quadratmetern erzählt die große Ausstellung "KIEZBEBEN – die zweite Geburt des FC St. Pauli" im FC St. Pauli-Museum in der Gegengerade, wie der FC St. Pauli wurde, was er heute ist. Aufwändig inszeniert und recherchiert, lässt sie ihre Besucher braun-weiße Geschichte und Geschichten neu erleben – mit etlichen Original-Ausstellungsstücken, in Film, Foto und Text. Einige der schönsten KIEZBEBEN-Stories erzählen wir hier auf fcstpauli.com. Diesmal geht es um großes Fußballkino – und die gewagten Konstruktionen auf dem Gegengeraden-Dach, die es möglich machten, die legendären Begegnungen mit Volker Ippig, Jürgen Gronau, André Golke & Co. fürs Fernsehen zu filmen...

Zum Sensations-Aufstieg von 1988 hatte das Millerntor eine neue Tribüne bekommen (wir berichteten: KLICK!). Das bedeutete mehr Platz für neue Zuschauer. Wie aber sollte der immer größere Bilderhunger des Fernsehens gestillt werden? Auch dafür hatten die damaligen Verantwortlichen eine Idee.

Die Ausstellung KIEZBEBEN, u.a. mit Original-Kamerahäuschen und -Anzeigetafel vom alten Millerntor, ist im FC St. Pauli-Museum Sa+So von 11-19, Mi+Fr von 12-20 und Do von 12-22 Uhr geöffnet.

Die Ausstellung KIEZBEBEN, u.a. mit Original-Kamerahäuschen und -Anzeigetafel vom alten Millerntor, ist im FC St. Pauli-Museum Sa+So von 11-19, Mi+Fr von 12-20 und Do von 12-22 Uhr geöffnet.

Sie errichteten einfach ein provisorisches Häuschen – zunächst auf einem eigenen Gerüst, dann auf dem Dach, das die Gegengerade zum Heimspiel gegen Gladbach 1988 bekam. Der Verschlag in der Gegengeraden-Mitte (in unserem Foto oben gut zu sehen) bekam später noch zwei kleinere "Geschwister", von denen eines bis heute erhalten blieb und Teil der KIEZBEBEN-Ausstellung ist.

Darin erzählen Zeitzeugen wie der Kameramann und Regisseur Bert Schmicker, wie es sich anfühlte, dort zu arbeiten – und was man dabei lernte. Zum Beispiel, dass es sinnvoller ist, Torschützen vom Boden aus zu filmen. Grund: "Wenn St. Pauli ein Tor schoss, wackelte das ganze Dach", so Schmicker. "Da konntest du keine scharfen Bilder anbieten."

Wackeliger Arbeitsplatz: die Kamerahäuschen auf der alten Gegengerade.

Wackeliger Arbeitsplatz: die Kamerahäuschen auf der alten Gegengerade.

Doch auch bei torlosen Begegnungen erlebte er das eine oder andere "Dachbeben". Schließlich waren mit Kommentatoren, Polizeibeobachtern und Ordnern bis zu fünfzehn Leute dort oben. Und ein einziger schwerer Tritt auf dem schmalen Steg zwischen den Kamerahäuschen konnte schon zuviel sein.

Wenn man dort überhaupt hinkam: "Ganz zu Anfang mussten wir noch mitten durch die Fans und über 'ne Feuertreppe rauf", erinnert sich Schmicker. Teile des Equipments wurden mit Seilzügen aufs Dach gewuchtet. An ein Runterkommen war dann nicht mehr zu denken. Eine Herausforderung mehr: "Du warst immerhin vier Stunden da oben", erklärt Bert Schmicker. "Wenn Du schiffen musstest, hattest Du ein Problem."

Das Original-Kamerahäuschen (links) und die legendäre manuelle Anzeigetafel sind die größten noch erhaltenen Teile vom alten Millerntor-Stadion.

Das Original-Kamerahäuschen (links) und die legendäre manuelle Anzeigetafel sind die größten noch erhaltenen Teile vom alten Millerntor-Stadion.

Nicht ganz "ohne" waren auch Spiele, bei denen Ehrengäste zu integrieren waren. Zum Beispiel Franz Beckenbauer, der eines Tages höchstpersönlich als Gastkommentator anrückte. Und der dem Millerntor wie jeder andere zur KIEZBEBEN-Zeit aufs Dach stieg: Mitten durch die Menge und rauf auf die Leiter. Schwer zu sagen, was der größere Schock für den "Kaiser" war: die Kletterpartie – oder dass ihn keiner beachtete...

„Sitzen ist fürn Arsch“: Aktion gegen Versitzplatzung zur KIEZBEBEN-Zeit.

„Sitzen ist fürn Arsch“: Aktion gegen Versitzplatzung zur KIEZBEBEN-Zeit.

Beliebt waren auch kleine "Stör-Aktionen": Als Fans beispielsweise gegen die Anfang der 90er drohende "Versitzplatzung" demonstrierten, bastelten sie kurzerhand ein "fliegendes Transparent", das mit Ballons in luftige Höhen stieg – was den ohnehin schweren Dreh für die Kameraleute nicht leichter machte. Genau das war natürlich der Plan ... Wollt Ihr wissen, was noch alles passierte? Dann nichts wie hin ins FC St. Pauli-Museum!

 

KIEZBEBEN. Immer Mittwoch + Freitag 12-20, Donnerstag 12-22 Uhr (KIEZBEBEN-Nächte: www.facebook.com/events/2395808547366301/) und Sonnabend + Sonntag 11-19 Uhr im FC St. Pauli-Museum, Heiligengeistfeld 1. Hin da, es lohnt sich!

 

Mehr Infos:

KIEZBEBEN. Die Website zur Ausstellung: www.kiezbeben.de

KIEZBEBEN. Der Trailer: https://youtu.be/BlucLqNOFXw

Mitglied des FCSP-Museums werden: www.fcstpauli-museum.de/mitgliedschaft/

 

Text: 1910 e.V.

Fotos: Archiv 1910 e.V. / Olaf Bartsch / Christoph Nagel

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