FC St. Pauli

"Wir bauen", lautete das Motto der diesjährigen Mitgliederversammlung von 1910 e.V. Und das ist als Signal gemeint: Zwar ist die Dauerausstellung "KIEZBEBEN 2.0" in der Gegengerade (www.kiezbeben.de) seit Januar 2020 Realität – doch abgeschlossen sind die "Bauarbeiten" noch lange nicht. Das Museum am Millerntor, das "Museum im Kopf", das Vereinsgedächtnis, das Team, die Organisation und die finanzielle Basis: Überall ist Bewegung, entsteht Neues, werden Dinge vielfältiger, tiefer und abwechslungsreicher. Und das trotz der enormen Herausforderungen durch die Corona-Situation.

Im Sinne der Sicherheit und Corona-Hygiene schalteten sich die meisten Teilnehmer*innen (u.a. auch Philippe Niebuhr als Versammlungsleiter) aus Home Office oder Wohnzimmer zu. Nur eine vierköpfigeAbordnung war als "Schaltzentrale" und Bildregie im Museum vor Ort – selbstverständlich mit angemessenem Social Distancing und unter Berücksichtigung der Hygienevorschriften (siehe Foto oben).

Mit einer Schweigeminute gedachten die Mitglieder von 1910 e.V. Tjark Woydts und weiterer verstorbener Mitglieder.

Zu Beginn der Veranstaltung erinnerte Michael Pahl als Vorstandsvorsitzender an die verstorbenen Mitglieder des Vereins – unter anderem an Tjark Woydt, vielen St. Paulianer*innen als Vizepräsident des "Magischen FC" und Vorstandsmitglied des Museums bekannt. "In einem bunten Universum aus Punkern und Bänkern war Tjark der Bänker. Seine Fähigkeit, zuzuhören und mit anderen auf Augenhöhe zu kommunizieren, machte ihn zu einem wichtigen Brückenbauer", so Michael Pahl.

Eine/n Nachfolger*in für ein so gut vernetztes und in Wirtschaft, Finanzen und Politik beschlagenes, aber auch mit dem FC St. Pauli, seinen Fans und seiner Vereinskultur vertrautes Vorstandsmitglied zu finden, warnaturgemäß schwer.

Mit Christian Hinzpeter ist diese Person nun gefunden: Der frühere Vizepräsident und Geschäftsführer des FC St. Pauli verstärkt ab sofort ehrenamtlich das Vorstandsteam von 1910 –Museum für den FC St. Pauli e.V. Satzungsgemäß hat der Vorstand Christian Hinzpeter zunächst als ko-optiertes Mitglied aufgenommen. Bei den nächsten Vorstandswahlen wird er sich dann zur Wahl stellen.

Das neue Vorstandsmitglied Christian Hinzpeter wurde in einer Videocollage eingeführt und stellte sich anschließend persönlich vor.

"Das FC St. Pauli-Museum ist eine wunderbare, längst überfällige Institution", lobte Christian Hinzpeter, der aus gutem Grund mit einer Videocollage aus Millerntor-Atmosphäre und Zeitzeugen-Interview eingeführt wurde (Video auf Youtube: KLICK!). Schließlich gestaltete erdas KIEZBEBEN der 80er-und 90er-Jahre maßgeblich mit und ist deshalb auch in der KIEZBEBEN-Dauerausstellung (derzeit bis mindestens 10. Januar in der Corona-Pause) als Zeitzeuge zu sehen. "Was hier im und um das Museum entstanden ist, ist mit großem Respekt zu sehen –und mit eben diesem gehe ich die neue Aufgabe an", so Christian.

Entscheidender Museumsbaustein: ein starkes Team aus ehrenamtlichen und bezahlten Kräften.

"Wir bauen ein Team": Zu diesem Thema war auch der Dank ans Ehrenamt wichtig. Wie beim "großen" FC St. Pauli bringen bezahlte und ehrenamtliche Kräfte bei 1910 e.V. das Museum gemeinsam voran: "Ohne die aufopferungsvolle Arbeit unserer Ehrenamtlichen wäre der Museumsbetrieb nicht möglich", lobte Vorstandsmitglied Roger Hasenbein.

Rund 50 Aktive stellen ihre Zeit, ihr Wissen und ihre Kraft regelmäßig unentgeltlich in so verschiedenen Bereichen wie Archiv, Merchandising oder "Miniatur-Millerntor" zur Verfügung. Als Beispiel stellte Roger Hasenbein Jens Jepp (Orga Stadionmodelle) sowie Sandra und Marianne Klinitzki, Uwe Böttger und Sylke Störmer vor, die im Merchandising und im Onlineshop für wichtige Umsätze sorgen.

Ebenfalls vorgestellt wurden Britta Hemker (Vermarkung + Events / Personal), Nantjen Küsel (Fördermittelmanagement), Celina Albertz (Social Media Management / Onlinekommunikation, Christopher Radke (Videoproduktion) und Ronny Galczynski (Interviews Zeitzeugen), die das Museumsteam aus Hauptamtlichen, Teilzeitkräften und freien Mitarbeiter*innen verstärken.

Die Inhalte des Museums werden in der physischen Ausstellung, der „Digitalen Welt“, die die Ausstellung vor Ort vertieft und den Onlinekanälen des Museums ausgespielt.

"Wir haben gemeinsam viel erreicht", so Christoph Nagel, im Vorstand für Kuratorium und Kommunikation zuständig. "Doch damit geben wir uns nicht zufrieden. Die Bauarbeiten gehen weiter." Zum einen betreffen sie den 2019 beschlossenen kontinuierlichen Ausbau des Museums am Millerntor mit seiner im Januar 2020 eröffneten Dauerausstellung.

Hier stehen in den nächsten Monaten beispielsweise eine Wiederaufnahme der "Fußball in Trümmern-Ausstellung über den FC St. Pauli im ‚Dritten Reich‘" und Ausstellungsprojekte zum 111. Vereinsgeburtstag des FC St. Pauli bevor.

Doch auch das "Museum im Kopf" soll wachsen: Die Vorstellung, die die Menschen von unserem Museum haben. Diese Vorstellung und der Bezug zum FC St. Pauli-Museum wird wesentlich über die Onlinekommunikation gestärkt.

„Und dann kam Corona“: Sönke Goldbeck informierte über den Weg des Museums durch die Coronakrise

Zum Weg des FC St. Pauli-Museums durch die Coronakrise gab es in Sönke Goldbecks Vortrag umfassende Hintergründe. Er machte deutlich, wie sehr die Pandemie-bedingten Umsatzeinbußen die sorgsam ausgearbeiteten Pläne für 2020 durcheinander brachten.

Wie viele unabhängige Kultureinrichtungen hat das FC St. Pauli-Museum durch die Pandemiesituation schwer zu kämpfen: Einbußen zwischen 65 und 90 Prozent bei Einnahmesäulen wie Stadionführungen, Ausschank, Events, Vermietungen und Ausstellungstickets sind schwer zu kompensieren.

Die Gegenstrategie: schon vor der Krise eingeleitete Verbesserungen im Fördermittelmanagement, die nun Früchte tragen, Zuschüsse, Spenden, Einsparungen, Mehreinnahmen im Merchandise und weitere Faktoren. Der Erfolg: Das FC St. Pauli-Museum bleibt bestehen und ist zukunftsfähig aufgestellt – doch für Entwarnung ist es zu früh. "#Support1910 wird auch weiter benötigt", so die Botschaft des Museumsteams.

Christiane Bevers, bis einschließlich 2019 Schatzmeisterin (ihre Nachfolgerin Regina Vick ist bereits aktiv) und Kassenprüferin Annika Kückensergänzten nach dem Vorstandsbericht weitere wertvolle Einblicke in die Vereinsfinanzen

Eine neue Informationstafel ehrt den Namensgeber des Museumsarchivs, Dieter Rittmeyer .

In den Bereichen Archiv und Traditionsmanagement richtete sich der Blick auf ein Urgestein des FC St. Pauli: Dieter Rittmeyerbegann als Erster mit der systematischen Sammlung vereinshistorischer Artefakte. Seinen Namen trägt das 1910-Archiv des "Museumsvereins" schon länger –seit neuestem auch miteiner Namenstafel.

Doch auch sonst hatten Rainer Klinitzki und Michael Pahl mit ihren Berichten zu Archiv und Traditionsmanagement viel zu erzählen. So freuen sich verdiente ehemalige Spieler des FC St. Pauli über Glückwünsche mit liebevollen Collagen zum Geburtstag, und der kontinuierliche Ausbau der Digicult-Datenbank des Museums mit Digitalisaten kann dank der digitalen Infrastruktur durch die fleißigen Ehrenamtlichen des Archiv-Teams trotz Corona weitervorangetrieben werden.

Möchtest Du das FC St. Pauli-Museum unterstützen und seinen Kurs mitbestimmen? Dann werde Museumsmitglied, am besten jetzt gleich! Es dauert nur 5 Minuten und ist auch online möglich: www.fcstpauli-museum.de/mitgliedschaft

Text: 1910 e.V.

Fotos: Christoph Nagel, Sönke Goldbeck, Witters