"Auf dem Rasen geht das Intensitäts-Level bei mir durch die Decke"
Mittwoch, 20. Oktober 2021, 11:30 Uhr
Beim 4:2-Auswärtssieg in Heidenheim zeigte Jackson Irvine eine richtig starke Leistung und trug so zum vierten Sieg in Folge bei. Am Dienstag (19.10.) nahm sich der Australier viel Zeit, um die vielen Fragen der Medienvertreter*innen zu beantworten. Dabei sprach der Mittelfeldspieler u.a. über...
…seine ersten Monate in Hamburg: "Ich hatte bislang eine gute Zeit und bin gut in der Stadt angekommen. Ich mag es, gerade die Ecke, in der ich wohne. Gute Musik, eine gute Kunstszene, gutes Essen und viele nette Leute. Es macht meiner Freundin und mir viel Spaß. Ich habe eine paar Ecken erkundet und denke, dass ich eine Gegend gefunden habe, die gut zu mir passt. Ich brauche auch nur 15 Minuten zu Fuß zum Stadion. Vor dem Spiel nehme ich meist die Bahn, nach dem Spiel gehe ich dann zurück. Da trifft man natürlich auch viele Fans. Mal ‚Hallo‘ sagen und den Daumen heben – das mag ich."
…die Entwicklung in den letzten Wochen: "Der Start hätte mit der Verletzung, die ich mir in der ersten Woche zugezogen habe, nicht schlechter laufen können. Das ist nicht die Situation, die man sich wünscht, wenn man zu einem neuen Club wechselt. Der Verein hat mich super unterstützt und mir geholfen, wieder meine volle Fitness zu erreichen. Die Einsätze bei der Nationalmannschaft Anfang September haben mir geholfen, seitdem habe ich das Gefühl, immer stärker zu werden. Meine Physis ist der Grundstein für mein Spiel. Ich habe etwas gebraucht, um dahin zu kommen, wo ich hin will. Ich fühle aber, dass ich jetzt den besten Fußball spiele. Es geht aber immer noch mehr, immer noch etwas zu lernen und zu verbessern. Seitdem ich in Deutschland bin, habe ich schon so viel in puncto Taktik gelernt und mich verbessert. Ich habe das Gefühl, dass ich mich als Spieler weiterentwickle, aber auch als Person. Ich strebe immer danach, mich zu pushen und mich weiterzuentwickeln."
…den aktuellen sportlichen Erfolg und mögliche Ziele: "Wir waren in der Saison bislang so erfolgreich, weil wir uns immer auf das kommende Spiel fokussiert haben und uns bestmöglich auf die Spiele vorbereitet haben. Natürlich ist es schön, wenn Leute darüber sprechen, wie viel Potenzial vorhanden ist und was zum Ende der Saison möglich sein kann. Wir bleiben aber dabei, uns auf das nächste Spiel und die nächsten drei Punkte zu konzentrieren. Es ist eine typische Floskel, aber das ist, was wir jede Woche machen. So haben wir das Spiel in Heidenheim analysiert und kurz geguckt, was wir besser machen müssen, es aber auch schon abgehakt. Wenn du diesen Fokus Woche für Woche hast, kann es langfristigen Erfolg mit sich bringen."
…seine Zukunftspläne mit dem FC St. Pauli: "Ich bin sehr glücklich und fühle mich hier sehr wohl. Ich bin ja erst ein paar Monate hier, es hat sich aber super entwickelt. Alles ist natürlich super, wenn du Spiele gewinnst, in der Tabelle ganz oben stehst und alle glücklich sind. Ich fühle, dass ich bereits eine gute Beziehung zum Verein und zu den Fans aufgebaut habe, und freue mich, wenn‘s in Zukunft so weitergeht."
…seinen Schnurrbart: "Vor ein paar Jahren waren es noch meine Haare, jetzt ist der Schnurrbart mein Markenzeichen. Über die Haare redet jetzt keiner mehr. Den Schnurrbart habe ich mir während Corona wachsen lassen, das passiert, wenn mir langweilig ist. Ich habe mir die Ohren stechen und den Bart wachsen lassen. Meine Freundin meinte nach den ersten Wochen, dass der schnell wieder verschwinden soll. Sie hat sich mit dem aber arrangiert. Er wird noch ein bisschen länger bleiben."
…sich auf und abseits des Rasens: "Ich denke, dass ich mir meine Intensität für die 90 Minuten aufspare. Ich bin sonst eher ruhig, auf dem Rasen geht das Intensitäts-Level bei mir durch die Decke. So war ich schon immer. Es ist meine Leidenschaft für das Spiel und mein Bestreben, Spiele zu gewinnen."
…die Nutzung von ÖPNV: "Ich fahre jeden Tag mit der Bahn und mit dem Bus zur Kollaustraße. Ich mag den öffentlichen Nahverkehr in Deutschland, da bin ich in Großbritannien anderes gewöhnt. Mich stört es absolut nicht, mit Bahn und Bus zum Training zu fahren. Aktuell habe ich kein Auto, vielleicht werde ich irgendwann mal eins haben."
…seine Familie und mögliches Heimweh: "Ich bin jetzt schon seit gut elf Jahren weg aus Australien und daran gewöhnt. Es ist aber hart, seine Familie nicht sehen zu können. Die letzten Jahre und gerade seit Corona war es schwer, Melbourne hatte den weltweit längsten Lockdown. So habe ich meine Familie sehr lange nicht mehr gesehen, inzwischen seit 18 Monaten nicht mehr. Sie wären auch schon hergekommen. Meine Familie würde das Millerntor und die Atmosphäre lieben. Ich kann es kaum erwarten, dass sie endlich mal herkommt. Alle würden sich sehr freuen, mal wieder Spiele live zu erleben. Gerade mein Vater würde es am Millerntor super finden. Wenn sich die Situation weltweit wieder normalisiert hat, kommen wir hoffentlich auch wieder zusammen."
…die Kabinen-DJs in der Mannschaft: "Wir haben verschiedene Jungs, die sich um die Musik kümmern. Kofi, Paqa und manchmal auch Smash übernehmen das. Die Jungs machen das gut, ich höre mir die Musik gerne an. Meist läuft Hip-Hop. Wenn das läuft, was die meisten mögen, dann passt das auch. Ich wurde noch nicht eingeladen, die Musik zu übernehmen. Vielleicht haben sich die Jungs meine Playlists angehört und finden nicht, dass das was für die Mannschaft ist (lacht)."
…sein erstes Tor für den FC St. Pauli: "Ich habe noch immer Alpträume, wenn ich an meinen Kopfball beim Spiel in Karlsruhe denke. Wir spielen erfrischenden Offensivfußball. Wir kreieren jede Woche viele Chancen und treffen aktuell regelmäßig. Ich würde natürlich gerne mal treffen und hoffe, dass mein erstes Tor bald kommt. Solange die Jungs Tore schießen und wir Spiele gewinnen, ist alles gut. Ich denke, dass es ein besonderer Moment sein wird, wenn ich mein erstes Tor schieße. Dann lassen mich die Jungs an die Anlage (lacht)."
(hb)
Fotos: FC St. Pauli / Witters