Richard Neudecker: "Ich musste mich ganz neu beweisen"
Freitag, 19. Januar 2018, 11:00 Uhr
In der Hinrunde warfen Richard Neudecker immer wieder Verletzungen zurück, auf lediglich vier Einsätze kam der Mittelfeldspieler deshalb nur. Jetzt ist Neudecker endlich richtig fit und brennt auf den Start in die zweite Saisonhälfte. Wie sieht er seine bisherige Entwicklung und was hat sich der gebürtige Altöttinger vorgenommen?
Eine dicke Schneeschicht bedeckte am Donnerstag (18.1.) die Trainingsplätze an der Kollaustraße. Einen Tag nach dem 1:1 im Testspiel gegen Bochum blieben die Kiezkicker deshalb im Trockenen. Einer fühlte sich mit dem dichten Schneetreiben vor den großen Panoramafenstern des Kraftraums besonders wohl. Richard Neudecker, geboren in Altötting in Oberbayern, hat zuhause den Schnee und die Berge um die Ecke. In Hamburg kommen die damit verbundenen Heimatgefühle eher selten hoch.
Der 21-Jährige richtete seine Blick aber erst einmal auf Generalprobe gegen Bochum und resümierte: „Bochum hatte zu viele einfache Ballkontakte und Ballbesitz, das wollten wir so eigentlich nicht. Wir müssen noch aggressiver und kompakter auftreten. Mich persönlich hat es natürlich gefreut, dass ich 30 Minuten spielen durfte.“ Cheftrainer Markus Kauczinski setzte Neudecker, der in Liga zwei zuletzt beim 2:0 in Braunschweig gespielt hatte, wie schon in den vorherigen Testspielen offensiver ein. „Das gefällt mir. In der offensiveren Rolle hast du natürlich mehr Torabschlüsse und kannst selber mehr Chancen kreieren, was riesen Spaß macht“, erklärte der Linksfuß.
Dieser Aufgabe stellt sich zentrale Mittelfeldspieler optimistisch. Vor eineinhalb Jahren war er von seinem Jugendverein TSV 1860 München nach Hamburg gewechselt und hat seitdem einen großen Sprung gemacht. „Es gibt zwei Komponenten, die sehr wichtig sind. Einerseits habe ich körperlich zugelegt und fünf bis acht Kilo an Muskelmasse zugenommen. Das war wichtig, um im Mittelfeld zweikampfstark zu sein, um mich mit den Maschinen in der zweiten Liga messen zu können“, so der Kiezkicker grinsend. „Andererseits habe ich mich natürlich charakterlich entwickelt, weil ich noch weiter von zuhause weg wohne. Das hat mich auf jeden Fall reifer gemacht.“
Trotz der guten Entwicklung reichte es in der Hinrunde nur für vier Einsätze. Entsprechend ernüchternd fällt der Rückblick aus: „Mannschaftlich lief es natürlich nicht so, wie wir uns das vorgestellt hatten. Da hängt mein persönliches Fazit natürlich mit dran. Neutral betrachtet hatte ich natürlich auf mehr Einsätze gehofft. Die beiden Verletzungen haben mich da auch zurückgeworfen. Die kamen auch zu einem ungünstigen Zeitpunkt, als ich gerade besser in die Mannschaft gefunden und meine Einsatzzeiten bekommen hatte,“ rekapitulierte der 21-Jährige, der sich Mitte Oktober einen Bänderriss im Sprunggelenk zugezogen hatte und vor der Winterpause zudem aufgrund einer Achillessehnenreizung ausgefallen war.
Deswegen will Neudecker, jetzt wo er endlich wieder richtig fit sei, so viel spielen wie möglich und der Mannschaft mit guten Leistungen helfen. Ob er bereits zum Ligastart gegen Dresden helfen kann, wird Cheftrainer Kauczinski entscheiden. Dieser hatte Neudecker nach dem Trainingslager für seine Trainingsleistungen gelobt und als ernsthafte Alternative bezeichnete. „Das motiviert natürlich doppelt“, freute sich Neudecker über das Lob vom neuen Coach, der sich erst nach dem Jahreswechsel ein Bild vom wiedergenesenen Mittelfeldspieler machen konnte. „Der Trainer kannte mich vorher noch nicht. Ich musste mich ganz neu beweisen“, erklärte der 21-Jährige.
Beim Pflichtspielauftakt nach der Winterpause in Dresden steht für Neudecker vor allem eine geschlossene Mannschaftsleistung im Mittelpunkt: „Dresden ist spielerisch sehr stark, da müssen wir dagegenhalten. Es wird wichtig sein, dass wir als Team auftreten, kompakt verteidigen und so wenig Chancen wie möglich zulassen.“
(jb)
Fotos: Witters