"Solche Reaktionen nach einem Spiel habe ich noch nie erlebt"
Freitag, 12. März 2021, 09:30 Uhr
Volles Programm am Donnerstag (11.3.) für unsere Kiezkicker und Tore Reginiussen. Für den Abwehrspieler standen nicht nur zwei Einheiten auf der Tagesordnung, sondern zusätzlich auch eine Runde mit Hamburger Medienvertreter*innen. Zwischen den beiden Trainingseinheiten nahm sich der Winter-Neuzugang viel Zeit für deren Fragen, u.a. sprach Reginiussen über...
...die ersten Wochen beim FC St. Pauli und in Hamburg: "Mir geht's sehr gut, ich hatte hier bislang eine tolle Zeit und habe mich im Team und im Verein gut eingelebt. Meine Frau und meine beiden Söhne sind auch hier. Meine Frau arbeitet für eine norwegische Firma, sie kann das von hier aus machen. Die Kinder sind meistens zuhause oder manchmal im Kindergarten. Hamburg ist eine tolle Stadt. Ich hoffe, dass wir noch mehr sehen können, sobald mehr geöffnet wird. Die Menschen hier sind sehr freundlich und heißen dich willkommen. Das Wetter war zuletzt ein Auf und Ab. Wir hatten eine Periode mit norwegischem Winter, dann kam aber auch schon der Frühling mit 18, 19 Grad. Das ist zu der Zeit in Norwegen nicht normal."
...die Entscheidung, Norwegen nach vielen Jahren zu verlassen: "Mit Blick auf mein Alter war es wahrscheinlich, dass ich meine Karriere in Norwegen beende. Damit wäre ich auch glücklich gewesen. Dann haben sich die Dinge aber geändert. Mein Vertrag lief aus und die Möglichkeit, zum FC St. Pauli zu wechseln, ergab sich. Es kann ein nettes Abenteuer am Ende meiner Laufbahn werden. Noch mal ein anderer Ort, ein anderer Verein, eine andere Stadt - nicht nur für mich, sondern auch für meine Familie. Wir sind alle froh, dass wir hergekommen sind."
...seine bisherige Saison für unseren FCSP: "Wenn du zu einem neuen Verein wechselst, dauert es immer ein bisschen, bis du angekommen bist. Am Anfang bin ich oft am Ende von der Bank reingekommen, um fast immer mitzuhelfen, die Führungen zu verteidigen und die Spiele zu gewinnen. In den letzten beiden Partien habe ich dann mehr gespielt. Es ist bislang gut gelaufen. Die Mannschaft zeigt gute Leistungen, wir haben viele Punkte geholt und darüber bin ich sehr glücklich."
...die Rolle als Führungsspieler: "Ich bin ein erfahrener Spieler, der Höhen und Tiefen in seiner Karriere erlebt hat. Das will ich nutzen, um der Mannschaft und vor allem den jungen Spielern zu helfen. Für mich geht es auch darum, in jedem Training so gut wie möglich zu performen. Wenn du spielst, ob von Beginn an oder von der Bank kommend, musst du deinen Job auch so gut wie möglich machen und viel mit den anderen Spielern kommunizieren."
...den teils sehr großen Altersunterschied im Team: "Mit Blick auf die Geburtsdaten gibt es bei uns eine große Lücke zwischen dem Jüngsten und dem Ältesten. Ich könnte aber der Vater von einigen der ganz jungen Spieler sein (schmunzelt). Ich bin zwar schon in einem hohen Alter, fühle mich aber nicht so alt. Mit so jungen Teamkollegen zu spielen, hält mich auch jung."
...seinen Musikgeschmack und den der Teamkollegen: "Bei uns im Team wird sehr unterschiedliche Musik gespielt. Einige Sachen sind okay, andere sind nicht so ganz mein Geschmack. Ich höre ganz unterschiedliche Musik vor den Spielen. Gerne Musik, die meine Stimmung anhebt. Ich bin ein Fan von AC/DC und Volbeat."
...das Ritual, dass Neuzugänge singen müssen: "Ich musste noch nicht singen und ich hoffe auch, dass ich das nicht muss. Wenn ich aber singen muss, wähle ich einen alten Klassiker aus."
...die jüngsten Zu-Null-Spiele gegen den HSV und Karlsruhe: "In den beiden Spielen haben wir als Mannschaft Fortschritte gemacht. Dafür haben wir alle hart gearbeitet. Als Abwehrspieler bin ich natürlich sehr froh darüber, wenn hinten die Null steht. Mit dem Ziel gehe ich immer auf den Rasen."
...die Kommunikation in der aus vielen Nationen zusammengesetzten Abwehr: "Das ist nicht so schwierig, die wichtigsten Wörter lernt man schnell. Wichtig ist, dass jeder von uns sein Bestes gibt, um mit den anderen zu kommunizieren und ihnen zu helfen. Gemeinsam kann man viele Situationen lösen."
...seinen Helden-Status bei den Fans von Celtic Glasgow: "Das ist eine der lustigsten Geschichten in meiner Karriere. Mit Rosenborg Trondheim waren wir vor ein paar Jahren in derselben Europa-League-Gruppe wie Celtic. Am letzten Spieltag der Gruppenphase hatten wir in Leipzig gespielt, Celtic hatte zeitgleich Salzburg zu Gast und hat 1:2 verloren. Leipzig führte gegen uns mit 1:0. Damit wäre Leipzig weiter und Celtic wäre raus gewesen. Dann habe ich spät den Ausgleich erzielt und das hat alles geändert. Celtic war weiter und Leipzig raus. Nach dem Spiel habe ich tausende Nachrichten aus Glasgow bekommen, die bekomme ich immer noch. Ich habe Geschenke und Weihnachtskarten erhalten. Solche Reaktionen nach einem Spiel habe ich noch nie erlebt."
...die Pläne ab Sommer: "Das habe ich noch nicht im Kopf, der Fokus liegt aktuell auf der Zeit bis Sommer. Jetzt geht es nur darum, so gut wie möglich zu performen, damit wir erfolgreich sind. Alles Weitere wird man dann sehen. Dass ich bleibe, ist eine Option. Es ist aber noch viel Zeit, bis die Saison vorbei ist. Bis dahin kann noch eine Menge passieren."
(hb)
Fotos: Witters